Berlin. Die Beliebtheit der FDP beim Wähler rangiert derzeit auf dem Level Fußpilz. Alles hausgemacht, analysiert die ZDF-„Heute-Show“.

Die Woche ist vorbei, die Grünen haben den politischen Aschermittwoch mit Ach und Krach überlebt und in der EU ist man sauer auf Deutschland, oder zumindest: die FDP. Wie gut, dass Freitag ist und die „Heute-Show“ antritt, den absurden Nachrichtenzirkus der vergangenen Tage aus den letzten noch verbliebenen Gehirnzellen zu spülen.

Zum Auftakt gereicht der Aufreger der Woche: Ein Präsident Trump würde Europas Verteidigung gerne von dessen Zahlungsmoral abhängig machen oder, wahlweise, Putins Panzer zum Sturm auf Warschau ermutigen. Die Folge: Europa diskutiert seine atomare Bewaffnung und die Frage, wer im Zweifelsfall den roten Knopf drückt? EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vielleicht, mutmaßt die „Heute Show“. Moderator Oliver Welke jedenfalls sieht die Fähigkeit zum nuklearen Nahkampf mit Russland bei der „Flintenuschi“ vorhanden: „Wer sieben Kinder großzieht, der hat auch keine Angst vor Putin.“

Die Chancen, dass im Weißen Haus wieder der inzwischen zu fast einer halben Milliarde Dollar Strafen verurteilte „Orangenmann“ einzieht, für Welke sind sie gegeben, denn bei Joe Biden „stürzt der Server ab“. Will meinen, der Präsident sei zu alt, zu senil, verwechselt Kohl mit Merkel und Mitterrand mit Macron. Trump ist natürlich genauso altersschwach, das zeigt der Einspieler, in dem der 77-Jährige davor warnt, mit Biden ging‘s ab in den Zweiten Weltkrieg. Er meint natürlich den Dritten, aber so ist das eben bei Gerontokraten.

Immerhin, und da macht Welke einen Punkt, Trumps Drohung zeigt Wirkung. „Wegen Trumps Sprechdruchfall hat Europa kapiert, dass es selbst für seine Sicherheit sorgen muss“, erklärt er und leitet über zur Bundeswehr, der alles fehlt, von A wie Artillerie bis Z wie Zeltplane und überhaupt sei zu wenig Personal da, was man da nur tun könne? „Attraktiver Arbeitgeber werden“, lautet die Lösung und die „Heute-Show“ zieht im Sketch moderne Unternehmenskultur durch den Kakao, Pointe: Geht bei der Bundeswehr nicht.

„Man kann es nicht mehr hören“, stöhnt Welke und am Bildschirm ist man geneigt, ihm zuzustimmen. Die marode Bundeswehr als moderner Arbeitgeber mit der Un-Möglichkeit zur Gefechtsfeldübung im Homeoffice: Der Witz hat einen Bart, genauso wie das Rumgehacke auf der vermeintlich weichgekochten Generation Z.

Durchhalten bis zur zweiten Hälfte

Soweit so bekannt also, doch wer jetzt abgeschaltet hat, der hat die bessere Hälfte der Sendung verpasst. Der Sketch zu Temu-Influencern, die einer Verkaufsplattform den Mund reden, die rechtlich schwierige Produkte fragwürdiger Qualität aus chinesischen Fabriken in deutsche Insta-Storys spült, zeigt eine von Welkes großen Stärken: Der Mann kann über sich selbst lachen, egal ob es um sein Gewicht geht oder seine Potenz.

Wie lustig Gags über Übergewicht sind, das darf an dieser Stelle jeder selbst entscheiden. Im Studio herrscht jedenfalls Einigkeit: Kein Witz an diesem Abend bekommt größeres Gelächter ab als Martina Hills Vergleich („Eins zu eins“) von Welke mit NDR-„Bingobär“ Michael Thürnau.

Sind Sie es, Welke?
Sind Sie es, Welke? © Screenshot ZDF Mediathek | ZDF

Welke analysiert deutsche EU-Enthaltung

Knallhart gerät dann Welkes Abrechnung mit der FDP und der Ampel. Die Liberalen haben Blockieren zum Lieblingssport erhoben und die „Heute-Show“ ist erkennbar frustriert über Regierungspartner, die sich mal wieder nicht einig sind. Diesmal: Die EU-Lieferkettenrichtlinie wird vorerst nicht kommen, weil „unserer FDP eingefallen ist, dass sie es jetzt doch doof findet“, ätzt Welke. Dabei hätten die Liberalen von Anfang an am Verhandlungstisch gesessen.

Wie das Nein der Liberalen in Brüssel angekommen ist, darf die niederländische EU-Sozialdemokratin Lara Wolters im Einspieler höflich formulieren: „Du kannst hier stundenlang verhandeln, versuchst, alle Seiten zu befriedigen, und dann kommt die FDP und blockiert alles.“ Welke trocken: „Tja Europa, willkommen in unserer Welt.“

Das Nein der FDP und die Unfähigkeit der Ampel zum Kompromiss führten in Europa zu Chaos, befindet der Moderator, man spreche in Brüssel schon vom „German Vote“, der deutschen Angewohnheit, sich bei wichtigen Abstimmungen zu enthalten und damit eigentlich mit Nein zu stimmen. Welke übersetzt das treffend mit: „Scheiß deutsche Nervensägen.“

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Aufruf an die Ampel

Er dekliniert das Für und Wider zur EU-Lieferkettenrichtlinie durch und hebt auf FDP-Justizminister Buschmann ab, der Bedenken an der Richtlinie angemeldet hatte, die Richtlinie sorge für zu viel Bürokratie und mache Geschäfte für anständige Menschen kaum noch durchführbar. „Wenn anständige Menschen nur dann Gewinn machen, wenn das Geschäft Kinderarbeit oder Umweltsauereien beinhalten, dann sind die vielleicht gar nicht so anständig“, nagelt Welke den Sarg zu.

Schlechte Umfragewerte der FDP, für die „Heute-Show“ ein gefundenes Fressen.
Schlechte Umfragewerte der FDP, für die „Heute-Show“ ein gefundenes Fressen. © Screenshot ZDF Mediathek | ZDF

Ob die Liberalen die richtigen Schlüsse aus ihren miesen Umfragewerten ziehen? Folgt man Partei-Chef Christian Lindner, der findet, die FDP leide „in besonderer Weise“ unter einer sehr unbeliebten Regierung, und damit die Verantwortung bei den Partnern statt bei sich selber sucht, dann darf man das bezweifeln.

„Die anderen in der Ampel ziehen die beliebte FDP mit runter“, spottet Welke lachend und zeigt sich dann doch zumindest ein bisschen versöhnlich. „Ähnlich beschämend und bescheuert ist, wenn SPD und Grüne weiter Steuererhöhungen fordern.“ Sie wüssten doch genau, dass die in dieser Regierung nie kommen werden.

Und so ruft er den Koalitionären zu, was dieser Tage landauf, landab gewünscht, geschrieben, gefordert wird: „Einigt euch endlich auf eine Schnittmenge und vertretet die gemeinsam.“

Zur aktuellen Ausgabe der „Heute-Show“ in der ZDF-Mediathek.