Berlin. In Berlin steht ein Machtwechsel an. Bei Lanz erklärt Franziska Giffey, warum eine Koalition mit den Grünen nicht mehr möglich war.

Franziska Giffey, die noch Regierende Bürgermeisterin von Berlin, will nur das Beste für ihre Stadt. Und damit das auch alle verstehen, argumentiert sie bei Markus Lanz für die anstehende Koalition mit der CDU.

"Ich bin der Überzeugung, dass ein sozialdemokratisches Bündnis mit der CDU gut für diese Stadt ist", erklärt sie. Um das zu ermöglichen gehe sie auch gerne einen Schritt zurück und überlasse dem Christdemokraten Kai Wegner ihren Platz im Roten Rathaus der Stadt. Für sie sei es nicht infrage gekommen "aus der Opposition zuzuschauen wie Schwarz-Grün regiert." Denn so wären die "sozialen Komponenten in der Stadt verloren gegangen", meint Giffey. Welch selbstloser Schritt, kommentiert Markus Lanz süffisant. Oder etwa nicht?

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Franziska Giffey, Berlins Regierende Bürgermeisterin (SPD)
  • Michael Bröcker, Chefredakteur von "The Pioneer"
  • Christine Lemaitre, Bauingenieurin
  • Fabienne Hoelzel, Architektin

Giffey: "Jedes Bündnis ist immer ein Bündnis auf Zeit"

Es sei immerhin nicht ausschließlich Machtgeilheit, die aus den Poren von Franziska Giffey ströme, meint zumindest Michael Bröcker, Chefredakteur von "The Pioneer". Gleichzeitig betont er allerdings auch, dass die Zusammenarbeit mit der CDU eben auch zustande gekommen sei, weil es Giffey beinahe "körperliche Schmerzen bereiten" würde, weiter mit Bettina Jarasch von den Grünen zu kooperieren.

Die Spannungen in der Rot-Grün-Roten-Regierung Berlins waren schon lange ein offenes Geheimnis, dennoch bemüht sich Giffey sie in Relation zusetzen. "Jedes Bündnis ist immer ein Bündnis auf Zeit", erklärt die SPDlerin. Obwohl die beiden Spitzenkandidatinnen bei der Neuwahl in direkter Konkurrenz um den Posten der regierenden Bürgermeisterin gestand hätten, habe man trotzdem weiter professionell zusammengearbeitet. Natürlich sei es eine "angespannte Situation" gewesen, doch man habe auch eine Menge geschafft.

Welche Position wird Giffey zukünftig besetzen?

Eine Historie, die nun mit der CDU als Partner fortgesetzt werden soll. Die Basis dafür: der 135-seitige Koalitionsvertrag "Das Beste für Berlin". Aus diesem spricht nach Meinung von Bröcker eine "deutliche sozialdemokratische Handschrift". Es sei ein Vertrag "den die SPD-Basis gar nicht ablehnen kann". Selbst das Vergesellschaftungsrahmengesetz sei im Programm enthalten. "Geschickt gemacht, politisch sehr klug," sagte er kopfnickend Richtung Giffey.

Markus Lanz interessiert eine weitere Frage brennend: Welche Position wird die scheidende Bürgermeisterin demnächst besetzen? Vielleicht Bundesinnenministerin? Oder wie wäre es mit Bausenatorin? Gerade gehe es noch um die Inhalte kontert Giffey selbstsicher. "Die Posten kommen später." Sie habe allerdings ein großes Interesse daran Berlin zu einer Zukunftsstadt zu entwickeln. Dafür gelte es den Klimaschutz voranzutreiben und Wohnraum für eine wachsende Stadt zu schaffen.

Deutsche Städte müssen sich gegen Klimawandel wappnen

Beim Thema lebenswerte Stadt wendet sich Lanz seinen verbleibenden zwei Expertinnen zu: Bauingenieurin und Expertin für nachhaltiges Bauen Christine Lemaitre sowie Fabienne Hoelzel, Spezialistin für Stadtplanungsprozesse. Beide beschäftigten sich intensiv mit der Frage, wie unsere Städte in Zukunft aussehen müssen, um langfristig ein menschen- und klimafreundliches Umfeld zu bieten.

Eine der größten Sorgen von Christine Lemaitre sind dabei die steigenden Temperaturen. "Unsere Städte werden immer wärmer, weil die Hitze durch die Versiegelung nicht mehr wegkommt", erklärt die Bauingenieurin. Deshalb sei es in der Stadt teilweise bis zu 10 Grad heißer als in der umliegenden Peripherie. "Die Entwicklung geht so schnell, wenn wir da noch lange rumdiskutieren, wird es zu spät sein, um vernünftig etwas zu machen und lebenswerte Städte zu erhalten", erklärt sie.

Aktuell würden sich zwar alle Sorgen ums Heizen machen, doch die Abkühlung sei ein ebenso drängendes Problem. So hätten sich die Kühltage in den letzten drei Jahren verdoppelt. Ihre Prognose: Bis 2050 werde das Kühlen von Gebäuden so viele Emissionen wie China und Indien zusammen produzieren.

Sie findet, dass unsere Städte aktuell zu laut, zu schmutzig, nicht sicher oder sozial genug sind. Allerdings könne man auch anders in ihnen leben, betont Lemaitre. Deshalb plädiert sie bei Lanz unter zustimmenden Nicken für ein positives Zukunftsbild, sodass die Menschen erkennen, was für ein Leben in unseren Städten möglich sein könnte.

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