Weimar. In der Vergangenheit geblättert: Witzige und kuriose Anzeigen aus der TLZ früherer Zeiten geben Einblicke in das Leben von damals.

Da gibt jemand "zwei prima Jungsauen (Sattelschwein) im Tausch gegen Soll ab. Beide in drei Wochen werfend". Ende der 50er Jahre wollte ein TLZ-Leser im Eichsfeld seine beiden Tiere loswerden und schaltete dazu eine Anzeige. Ob er Erfolg gehabt hat? Wir wissen es nicht. Sicher ist nur, dass die Anzeigen von damals, so witzig und kurios sie heute auch erscheinen mögen, uns eine Menge über den Alltag in früheren Zeiten erzählen. Und ganz nebenbei wird einem klar, wie sehr sich die Zeiten auch für die Thüringische Landeszeitung gewandelt haben!

Am 21. April 1951, ein Samstag, kostete die Ausgabe der TLZ 20 Pfennig, hatte dafür lediglich sechs Seiten, wenig lokale Inhalte, dafür aber die obligatorische Systemtreue: "Ein Superkartell für amerikanische Interessen: Schuman-Plan unterzeichnet - offene Verletzung des Potsdamer Abkommens". Oder knapp zwei Jahre später, am 31. März 1953: "Sowjetunion setzt ihre Friedenpolitik unbeirrbar fort", titelte die TLZ.

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Der aus heutiger Sicht zugegebenermaßen spärliche Umfang hinderte die Menschen damals freilich nicht, private Anzeigen zu schalten. In der besagten Samstagsausgabe im Jahr 1951 waren sie in der Gothaer Ausgabe auf knapp einer Seite untergebracht und teilten sich den Platz mit Geschäftsanzeigen, Bekanntmachungen des Kreisrates und Ankündigungen wie dem Volks- und Frühlingsfest Gotha, das vor über 64 Jahren auf dem Platz vor der Stadthalle stattfand.

Herzenseinsame Gärtnerstochter sucht netten Lebenskameraden

Ganze Seiten zur Partnervermittlung gab es noch nicht, dafür aber die ein oder andere Partneranzeige. Und natürlich ging es damals - gesellschaftlich korrekt - oft gleich ums Heiraten: "Fleischer, (Witwer) ohne Anhang, möchte alleinstehende Geschäftsfrau unterstützen. War über 15 Jahre selbstständig. Erfahrung in der Gastwirts- u. Lebensmittelbranche. Bei gegenseitigem Verstehen Heirat."

Auf der Suche nach ihrem Glück war diese einsame Frau. Eine Vorstellung vom Alter des zukünftigen Partners hatte sich offenbar ziemlich genau: "Gärtnerstochter, led., evgl., intelligent aber herzenseinsam, wünscht auf diesem Wege einen netten Lebenskameraden zu finden mit gut. Charakter und Herzensbild von 38-46 Jahren. Elterliches Heim vorhd. Angebote unter GO1582 an die TLZ Gotha."

Auch diese eher kleine Frau warb für sich: "Junge Frau, 34 Jahre, jünger aussehend, 1,52, tüchtige Haus- und Geschäftsfrau, munteres Wesen aus Fabrikationsbetrieb, Autofahrerin, 2 wohlerzogene Kinder, (10-12), nicht unvermögend, sucht, da Mangel an Gelegenheit, wertvollen, strebsamen Menschen."

Ob sie ihr Glück gefunden hat, ist leider unbekannt. Fest steht, dass Sie heute über 100 Jahre alt wäre.

Bäuerin ersehnt Zweitehe

Kurz und bündig musste das Inserat sein, denn es kostete wie heute Geld. 1953 versuchten es diese Damen in Jena gleich im Doppelpack: "2 junge Frauen, 26 u. 33 J., mit eigenem Haushalt, suchen die Bekanntschaft zweier Herren unss. Alters zwecks spät. Ehe."

Auch folgende Bäuerin suchte ihr zweites Glück: "Bauerstochter, 36 Jahre, 1,60 m, gut aussehend, nicht unbemittelt, ersehnt Zweitehe."

Opel war der große Renner

Doch nicht nur auf dem Partnermarkt wurde fleißig inseriert. Auch auf dem Automarkt tat sich in den Fünfzigern bereits einiges: "Arzt sucht Pkw (DKW, Opel) in gutem, fahrbereiten Zustand gegen Kasse."

In den Jahren nach dem Krieg war das Geld oft noch knapp, so dass viele auf den altbewährten Tauschhandel setzen mussten: "Suche: guterhaltenes fahrbereites Motorrad 200-350 cm³ evtl. auch mit Beiwagen, gegen: guterhaltenes Klavier, schwarz, Eiche gebeizt, Marke Förster, Leipzig."

Oder: "PKW OPEL zu verkaufen od. gegen Motorrad einzutauschen."

Den passenden Käufer dazu gab es übrigens am gleichen Tag zwei Anzeigen oben drüber: "Suche PKW (DKW oder Opel) zu kaufen."

Alltägliche und ungewöhnliche Dinge standen 1953 auf der Wunschliste. Da wurden ein 2 PS Gleichstrommotor und ein Faltboot gesucht, ein anderer suchte eine Zinkwaschwanne.

"Von Prof. Liwschitz und Prof. Richter elektrische Maschinen, Band 2 gesucht", war der Buchwunsch eines Mannes. Ein anderer suchte folgendes Werk: "Von Füsing und Wiede Differentials-Integral mit Lösungsheft zu kaufen ges."

Von Badeofen bis Zahngold

Wo heute Smartphones, Flachbildfernseher und Designermöbelstücke angeboten werden, waren es damals ein Sägespäneofen, ein Fotokopierapparat oder ein Herren-Diplomaten-Schreibtisch. Ein anderer suchte einen Badeofen, und wieder ein anderer Zahngold.

In den Fünfzigern waren die Anzeigen noch landwirtschaftlicher geprägt, als das heute der Fall ist: "Tausche Saatkartoffeln gegen Saugschweine, oder Suche Zugochsen, biete hochtr. Kuh oder Jungvieh.", stand auf der Anzeigenseite der TLZ vor 64 Jahren.

Die etwas wohlhabenderen handelten schon mal mit ganzen Grundstücken und Häusern: "Zweifamilienhaus mit Garten und Nebengebäuden sowie Garage (massiv) bei kleiner Anzahlung sehr günstig zu verkaufen."

Übrigens: den passenden Käufer gab's auch hier einige Anzeigen weiter oben gleich dazu: "Mod. 2-od.3-Familienhaus bei hoher Anzahlung gesucht."

Ein anderer suchte sein Traumhaus: "Einfam.-Haus oder Pens. Haus (Kurort) zu kauf. gesucht. Ang. unt. JG 292 an die TLZ Jena."

Lest auch Ihr schon die TLZ?

Und der Stellenmarkt? Oftmals wurde eine "erfahrene, kinderliebe Hausgehilfin", oder "ein ehrliches sauberes Mädchen nicht unter 20 Jahre für sofort gesucht, Fleischerei Heußen."

Und auch die TLZ war eigens auf der Suche. Am 1. April 1953 hieß es: "Zeitungsträger(innen) für Stadtteil Jena-West als Aushilfskraft für sofort gesucht. Thüring. Landeszeitung Geschäftsstelle Jena, am Kreuz 3."

Eine ziemlich große Anzeige schaltete die Thüringische Landeszeitung übrigens Ende April 1951. Abgebildet war ein kleines Mädchen mit einer Ausgabe der TLZ in der Hand. Daneben stand: "Der Blick unserer jüngsten Leserin geht zwischen der 'Lektüre' fragend in die Gärten der Nachbarn: Lest auch Ihr schon die TLZ? Sie wissen doch, ab 1. Mai fünfmal in der Woche. Bitte, sprechen Sie mit Ihren Nachbarn, die noch nicht Bezieher der Thüringischen Landeszeitung sind."