Berlin. Für den Wechsel des Stromanbieters ist die Zeit gerade günstig. Welche Portale dabei am besten helfen – und was zu beachten ist.
Noch vor einem Jahr war die Angst bei privaten Verbrauchern groß: Im Vergleich zum Jahr 2021 schossen die Strompreise 2022 um gut 40 Prozent in die Höhe – von durchschnittlich 30 Cent pro Kilowattstunde (kWh) auf über 43 Cent. Der Preisanstieg wurde dieses Jahr zum Glück gebremst auf vergleichsweise läppische 10 Prozent – allerdings auf hohem Niveau.
Abhilfe soll seit März die Strompreisbremse schaffen, die den Preis auf 40 Cent pro Kilowattstunde drückt. Doch viele Tarife liegen bereits wieder deutlich darunter – ein Wechsel kann sich demnach lohnen. Mit welchem Online-Vergleichsportal das am besten gelingt, hat IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, untersucht.
Verivox und Co.: Preis nicht immer entscheidend
Die meisten Verbraucher glauben, das „beste“ Vergleichsportal sei automatisch dasjenige, das den günstigsten Anbieter auflistet. Diese Annahme greift allerdings dann zu kurz, wenn alle Vergleichsportale dieselben Anbieter im Portfolio haben – nämlich alle. Um das herauszufinden, müssten die Portale eine Übersicht aller gelisteten Anbieter bereitstellen – und einige tun das auch.
IMTEST hat im Verlauf des Tests überprüft, bei welchen Kandidaten das der Fall ist. Denn natürlich gilt: Sind alle Stromanbieter an Bord, ist es der günstigste garantiert auch. Ähnlich wie etwa bei Reiseanbietern sind bei vielen Strompreis-Vergleichsportalen die ersten zwei oder drei Suchtreffer oft nicht die günstigsten, sondern bezahlte Anzeigen. Immerhin: Sie sind auch immer als solche erkennbar. Testsieger Check24 zum Beispiel bietet sogar eine eigene Erklärungsseite zu den Platzierungen an.
Die Stichproben, die IMTEST im Hinblick auf die Angebotspreise bei den Testkandidaten erhob, bestätigen die folgende Annahme: Ist ein Stromanbieter bei den Testkandidaten gelistet, sind die angezeigten Tarife fast immer gleich – Unterschiede fanden sich höchstens bei der Höhe etwa von Neukundenboni, also Einmal-Vergünstigungen, die Verbrauchern beim Abschluss eines Vertrages zugutekommen.
Das bedeutet: Der angezeigte Preis ist als Argument für oder gegen ein Vergleichsportal zweitrangig. Entscheidender sind die sogenannten „weichen“ Faktoren wie etwa Bedienung und Transparenz.
Stromanbieter-Wechsel: Bedienung und Transparenz
Auch wenn die Anbieter damit werben: In fünf Minuten ist ein Wechsel nicht erledigt, denn dafür ist der Strommarkt zu groß, die Schwankungen sind zu stark und Auswahlmöglichkeiten zu vielfältig. Das ist aber nicht die Schuld der Vergleichsportale, sondern Ursache der Komplexität des Marktes.
Für Kunden ist bei einem Online-Vergleich darum vor allem wichtig zu wissen, bei welchem Portal diese Komplexität am besten vereinfacht wird, ohne dass wesentliche Informationen fehlen oder im Wust der vielen Angaben untergehen.
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IMTEST hat bei der Überprüfung darum darauf geachtet, welche der sehr vielen Informationen dem Nutzer sofort ins Auge fallen: Sind es eher die beeindruckenden, aber letztlich eher unwichtigen Bonuszahlungen, oder eher Angaben zur Dauer der Preisgarantie? Zudem wurde von den Testern überprüft, wie einfach sich entscheidende Filter setzen lassen wie etwa „Abschlagsturnus“ oder „Vorauszahlungsoptionen“.
Vergleichs-Riesen oder reine Strom-Spezialisten?
IMTEST prüfte auch, ob aktuelle Entwicklungen am Strommarkt wie eben die Strompreisbremse auch in den Such- und Filtermasken berücksichtigt oder aktiviert werden können. Auf der Webseite direkt und einfach auffindbar war das nur beim Testsieger Check24. Kurios: Bei Verivox war ein entsprechendes Auswahlkästchen auf der Internetseite nicht zu finden. Nutzte man hingegen die Smartphone-App zum Strompreisvergleich, tauchte diese Auswahlmöglichkeit sofort auf.
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Was die Vielfalt des Angebots über den Strompreisvergleich hinaus angeht, können hierdurch Vor- und Nachteile entstehen: Verivox und Check24 sind die beiden Kandidaten, die auch noch etliche andere Vergleiche anbieten, vom DSL-Vertrag bis zur Urlaubsreise. Wer diese Angebote mit einem Kundenkonto nutzt, wird davon profitieren, dass die „Suchmechanik“ immer ähnlich ist und viele Dateneingaben nicht mehr nötig sind. Wer das nicht möchte, wird mit der Einfachheit eines reinen Stromvergleichs, etwa bei Stromauskunft.de, mehr anfangen können.
Fazit: Wo der Stromanbieter-Wechsel am besten klappt
Vielfalt und ein vergleichsweise klarer und transparenter Aufbau machen Check24 zum Testsieger. Zuverlässig und sicher sind aber alle Kandidaten, und die Angebotspreisunterschiede sind minimal.
1. Platz: Stromvergleich – Check24 Energie GmbH / IMTEST Siegel: Testsieger Ausgabe 06/2023
- www.check24.de
- Einfache Suchfunktionen mit vergleichsweise gut durchdachten Elementen zur Anzeige der vielen Detail-Infos.
- + Weitere Vergleichsangebote, mit Kundenkonto sehr bequem.
- - Mechanik zur Anzeige der vielen Infos teils gewöhnungsbedürftig.
- Ergebnis: gut 1,7
2. Platz: Stromauskunft – Heidjann GmbH
- www.stromauskunft.de
- Sehr detailliertes und doch übersichtliches Portal ausschließlich zum Vergleich von Stromanbieter-Preisen.
- + Einfache Bedienung, übersichtlich, transparent.
- - Nur Strompreisvergleich, Datenschutzbestimmungen unklar.
- Ergebnis: gut 2,4
3. Platz: Verivox – Verivox GmbH
- www.verivox.de
- Einfach zu bedienendes und transparentes Portal, mit weiteren Angeboten für Vergleiche (etwa DSL-Tarife).
- + Übersichtlich und einfach zu bedienen, dabei transparent.
- - Teils wenig Filter, nutzt sehr viele Tracking-Techniken.
- Ergebnis: gut 2,5
4. Platz: Wechselpiraten – Wechselpiraten
- www.wechselpiraten.de
- Leicht zu bedienendes Vergleichsportal, auch für andere Kategorien, aber ohne Option auf eigenes Kundenkonto.
- + Einfache Handhabung, übersichtlich, weitere Angebote.
- - Lücken und Schwächen bei AGB und Datenschutzbestimmungen.
- Ergebnis: befriedigend 2,7
5. Platz: Strompreise – Strompreise
- www.strompreise.de
- Einfaches, auf Strompreise begrenztes Portal; nutzt dafür die Datenbank von Verivox.
- + Simple Handhabung, übersichtliche Gestaltung.
- - Services über Dritte, AGB unklar, Datenschutzbestimmungen mit Lücken.
- Ergebnis: befriedigend 3,2