Hamburg. Proteinpulver ist beliebt – vor allem bei Jugendlichen. Der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl erklärt, warum das ein Problem ist.

Ist Fruchtzucker gesund? Und wie steht es mit Kombucha oder Apfelessig zum Frühstück? Und sind die beliebten Proteinpulver wirklich empfehlenswert? Diese und viele weitere Fragen beschäftigen die Hörerinnen und Hörer des Podcasts „Dr. Matthias Riedl. So geht gesunde Ernährung“.

Und viele nutzen gern den kurzen Draht zu Dr. Matthias Riedl, dem Ernährungs-Doc, um ihre Fragen loszuwerden. Und die folgenden Themen treiben sie um, wie die vielen Fragen zeigen, die sie an die Redaktion geschickt haben.

Gesunde Ernährung: Wie viel Zucker ist erlaubt?

Ein Dauerthema, das viele beschäftigt, ist das der Zuckerkonsum. Beispielsweise die Frage, wie man ein Salatdressing oder eine Tomatensoße zubereiten soll, wenn Zucker doch so verpönt ist. Wie kann man beides mit neutraler Süße zubereiten? Denn auch Honig hat einen Eigengeschmack und passt nicht zu jedem Gericht. Und oftmals reicht beim Kochen eine Prise Zucker nicht aus. Also was kann man tun?

„Honig kann nach neuer Studienlage bis zu 40 Gramm auch noch positive Effekte auf den Blutzucker haben. Hört sich komisch an, ist aber so“, sagt Dr. Riedl. „Ich würde aber keine Angst haben, auch mal Zucker einzusetzen, weil wir pro Tag ein Zuckerkonto haben. 25 Gramm (das sagt die Weltgesundheitsorganisation) bis zu 50 Gramm am Tag“, sagt der Ernährungsmediziner, Internist und Diabetologe.

Ernährungsmediziner, Matthias Riedl
Ernährungsmediziner, Matthias Riedl © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES | Thorsten Ahlf

Podcast über Ernährung: Hörer fragen den Ernährungs-Doc

Zucker: Es komme immer darauf an, den Zuckerkonsum im Blick zu behalten. „Es muss nicht alles total ohne Zucker sein. Wenn wir im Tagesverlauf noch richtig liegen, ist alles gut. Dann kommt da eben mal Zucker rein.“ Er arbeite beim Salatdressing auch gern mit Senf, um Geschmack reinzubringen. Dieser sei ein Naturheilmittel.

Proteinpulver: Es gibt reichlich Anbieter von Proteinpulver, denn diese sind schwer im Trend – auch bei vielen Jugendlichen. Der Ernährungsmediziner sieht das kritisch: Wer nämlich die Zutatenliste betrachte, erkenne darin die vielen Süßungsmittel. „Das kann tatsächlich Blähungen und Bauchschmerzen verursachen, und wir haben in Fertigprodukten ohnehin schon zu viel davon.“ Ein weiterer bedenklicher Inhaltsstoff sei Aroma. „Aromen sind schlecht getestet und 100 Prozent Chemie. Die sind billig, aber das Produkt schmeckt nach irgendwas.“

Warum Dr. Riedl von Proteinpulvern abrät

Dann seien zudem oft noch Konservierungsstoffe enthalten und Säuerungsmittel. „Das ist kleiner Chemiebaukasten mit Resten von der Milch. Das ist Chemie mit dem Anschein eines Lebensmittels. Ich würde es nicht kaufen. Ich bin entsetzt, mit welch skrupellosen Wegen die Industrie an unsere Jugend herangeht.“

Auch wenn Stevia enthalten sei, sei das nicht immer das reine Naturprodukt. „Bisher steht es noch relativ gut da, aber es ist zum Teil synthetisch oder semisynthetisch hergestellt.“

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Ernährungsmediziner sagt, wir essen zu süß

Wer den Süßgeschmack hoch dosiere, stumpfe ab, warnt der Ärztliche Leiter des Medicum Hamburg, des Facharztzentrums für Diabetologie und angrenzende Fachgebiete:. „Wir müssen, was Süße angeht, abrüsten. Wer bei einer handelsüblichen Billigschokolade nicht ein Kratzen im Hals kriegt vor lauter Süße, der muss sich darüber Gedanken machen, dass er wahrscheinlich schon abgestumpft ist.“

Manche Proteinpulver seien auch noch mit Mineralölen belastet. „Wir betreuen ja auch Olympia-Athleten bei uns im Medicum Hamburg, und denen raten wir auch nicht zu diesen Industriepulvern, sondern zu selbst gemachten Proteinshakes, garantiert frei von Mineralölen.“

Wie gesund oder ungesund ist Fruchtzucker?

Der Fruchtzuckerkonsum in unserer Gesellschaft sei eklatant angestiegen, sagt Riedl. Das liege daran, dass der preiswerte Fruchtzucker von der Nahrungsmittelindustrie in Fertigprodukte gemischt werde. „Den Menschen kriegt man mit Süße immer geködert“, sagt der Ernährungsmediziner.

Damit sei auch die Adipositaswelle gekommen. „Die Verbindung zwischen der der hohen Fruchtzuckeraufnahme und dem Übergewicht wird überhaupt nicht mehr bestritten. Der Fruchtzucker geht direkt in die Leber und dort verursacht dann Leberverfettung.“

Warum Obst nicht so das Problem ist

Die Fettleber stehe auch im Zentrum von weiteren Zivilisationskrankheiten. „Möglicherweise ist das einer der großen Treiber und auch einer der Verursacher von Typ2-Diabetes.“ Wer dagegen Obst esse, könne gar nicht so schnell zu viel davon zu sich nehmen. Wer kein Übergewicht hat und sich sonst mit Zucker zurückhält, für den seien Obst und auch Trockenobst nicht so das Problem.

Welche Wirkung hat Apfelessig mit Wasser morgens? „Dem Essig wird eine antibakterielle Wirkung nachgesagt – und auch eine Wirkung auf Cholesterin und Diabeteswerte. Wir neigen in der Gesellschaft dazu, manche Dinge zu glorifizieren.“ Vom Apfelessig sollte man nicht zu viel erwarten, rät Dr. Riedl. Wer ihn überdosiert, könne sogar eine Schleimhautreizung bekommen. „Da fallen mir gesündere Substanzen ein, mit denen ich die Blutzuckerwerte und das Gewicht positiv beeinflussen kann.“

Wie gesund ist Kombucha?

Dem fermentierten Getränk werden eine antibakterielle und antioxidative Wirkung nachgesagt. „Das ist im Prinzip gut. Bloß als Diabetiker würde ich da auf den Zuckergehalt achten.“

Rezept vom Ernährungs-Doc für eine gesunde Suppe

Möhrensuppe mit Kokosmilch

(für 2 Personen, :25 Min. Zubereitung, Nährwert pro Portion: ca. 430 kcal | 9 g EW | 26 g F | 36 g KH

Zutaten: 1 Zwiebel, 4 kleine mehligkochende Kartoffeln (ca. 250 g), 1 Stück Ingwer (5 cm lang), 700 ml Gemüsebrühe, 1 EL Rapsöl, 500g TK-Möhren, 200g Kokosmilch (aus der Dose), 3TL Currypulver, 1 Msp. gemahlene Kurkuma, 1 TL Cayennepfeffer.

Möhrensuppe mit Kokosmilch
Möhrensuppe mit Kokosmilch © Foto: Maria Grossmann, Monika Schuerle Foodstyling: Lukas Grossmann | Gräfe und Unzer Verlag 

Zubereitung: 1. Die Zwiebel schälen und in Würfel schneiden. Die Kartoffeln schälen und in kleine Würfel schneiden. Den Ingwer schälen und in Scheiben schneiden. Die Brühe zum Kochen bringen.

2. Das Öl in einem Topf erhitzen und die Zwiebel darin andünsten. Dann Kartoffelwürfel, tiefgekühlte Möhren und Ingwer dazugeben und kurz mit andünsten. Mit der heißen Brühe aufgießen und alles zugedeckt bei kleiner Hitze 15–20 Min. garen, bis die Kartoffeln weich sind.

3. Die Suppe vom Herd nehmen, Kokosmilch, Currypulver, Kurkuma und Cayennepfeffer dazugeben und alles im Topf mit dem Pürierstab fein pürieren. Zum Servieren die Suppe mit Salz und Pfeffer abschmecken und auf tiefe Teller verteilen

(aus: „Dr. Matthias Riedl. Killer und Heiler: Wie wir etwas gegen die Katastrophe auf unseren Tellern tun können, Gräfe und Unzer, 22 Euro.)

„Dr. Matthias Riedl. Killer und Heiler: Wie wir etwas gegen die Katastrophe auf unseren Tellern tun können, Gräfe und Unzer, 22 Euro.
„Dr. Matthias Riedl. Killer und Heiler: Wie wir etwas gegen die Katastrophe auf unseren Tellern tun können, Gräfe und Unzer, 22 Euro. © Gräfe und Unzer Verlag | Gräfe und Unzer

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Dieser Artikel erschien in ähnlicher Form zuerst beim "Hamburger Abendblatt".