Berlin. Die Bürger zögern mit dem Immobilienkauf. Es liegt nicht nur an hohen Preisen und Zinsen. Eine Umfrage führt einen weiteren Grund an.

Inflation und hohe Zinsen setzen Verbrauchern und Verbraucherinnen in Deutschland zu. Auch potentielle Käufer von Immobilien halten sich derzeit zurück, obwohl seit Mitte 2022 die Preise nach unten tendieren. Eine aktuelle Umfrage lässt für die Kaufzurückhaltung eine Vermutung plausibel erscheinen: den Klimaschutz. Genauer gesagt: Die schwer einzuschätzenden Investitionskosten im Zuge der Heizungsauflagen der Ampel-Koalition.

YouGov wollte in einer Online-Umfrage im Auftrag der Immobilienportale immoverkauf24 und ImmoScout24 wissen, was Menschen vom Erwerb eines Hauses oder einer Wohnung abhält. Die ersten Antworten waren erwartbar: "Zu wenig Eigenkapital" (37 Prozent) und "zu hohe Immobilienpreise" (35 Prozent). An dritter Stelle wurde die Antwort "Zu hohe Investitionskosten" angekreuzt. So antworteten immerhin 23 Prozent der über 2.000 Befragten.

Der Grund für die Kaufzurückhaltung: Heizung, Dämmung und Co.

Isoliert betrachtet, ist die Antwort kein schlüssiger Beweis. Sanierungsbedürftig kann an alten Gebäuden vieles sein: Dach, Fassade, Wasser- und Stromleitungen. Aber in der Umfrage wurde bei der Frage als Investitionsbeispiel ausdrücklich auf "Heizung, Dämmung und Co." verwiesen.

Das deckt sich mit zwei weiteren Studien, wonach Häuser mit schlechter Energiebilanz an Wert verlieren und die Folgen einer Austauschpflicht die Eigentümer unterschiedlich trifft – je nachdem wie alt und wie groß ein Haus ist und wo es in Deutschland liegt. Die Belastung fällt regional höchst unterschiedlich aus. Lesen Sie dazu: Austauschpflicht: Wo Hausbesitzer besonders betroffen sind

Investitionskosten schrecken ab, Preisverfall bei Altbauten

Laut einer Analyse des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL), für die rund 5.000 Angebotsdaten von Mehrfamilienhäusern ausgewertet wurden, geht die Schere beim Marktwert zwischen energieeffizienten Immobilien und Gebäuden mit schlechter Energiebilanz auseinander. Die Preisabschläge könnten bis zu 30 Prozent betragen.

Der Wunsch nach Eigentum mag zwar groß sein, aber entweder ist ein Haus modern und wird beispielsweise mit einer Wärmepumpe beheizt – dann sind die Immobilienpreise weiterhin sehr hoch. Oder aber das Gebäude ist alt und günstiger. Indes sind dann die Investitionskosten abschreckend und schwer einzuschätzen. So erklären sich die Antworten in der YouGov-Umfrage. Auch interessant: Heizung älter als 30 Jahre: Wem 2023 die Tauschpflicht droht

Cinja Kinnemann, Geschäftsführerin von immoverkauf24, sieht eine "herausfordernde Gemengelage". Ob der Inflation und der gestiegenen Zinsen verlangten Banken einen höheren Eigenkapitalanteil als noch vor einem Jahr – "und das bei einem immer noch sehr hohen Preisniveau." Weil Kaufwillige nicht absehen könnten, wie hoch weitere finanzielle Belastungen aufgrund der von Bundesregierung und EU angekündigten Klimaschutzauflagen nach dem Erwerb sein würden, "scheint vielen ein Kauf ein kaum kalkulierbares Risiko." Das könnte Sie auch interessieren: E-Auto und Wärmepumpe: Droht dem Stromnetz der Kollaps?