Berlin. Ist eine Sonnencreme aus der Drogerie oder der Apotheke die besser Wahl? Dermatologin Yael Adler kennt die Antwort und gibt Tipps.

  • Die zunehmende UV-Belastung im Sommer macht eine Sonnencreme unerlässlich – doch was macht ein gutes Produkt aus?
  • Sonnencreme gibt es in Apotheken und im Einzelhandel – können die günstigen Produkte mit den Marken mithalten?
  • Die bekannte Hautärztin Yael Adler gibt im Interview wichtige Tipps – worauf im Sommer zu achten ist.

Sommer, Sonne, Sonnenschein – eine gute Sonnencreme gehört hier dazu. Die Dermatologin und Bestsellerautorin Yael Adler („Genial vital!“) gibt Tipps zu Anwendung und Haltbarkeit von Sonnenschutzmitteln sowie zur Bedeutung des Lichtschutzfaktors.

Frau Adler, warum ist es wichtig, sich einzucremen, wenn die Sonne scheint?

Yael Adler: Weil es hilft, sich vor Sonnenbrand, Hautalterung und Hautkrebs zu schützen. Die Sonne hat in Mitteleuropa von Mitte März bis Mitte Oktober einen UV-Index von 3 und höher, da ist Sonnenschutz notwendig. Gerade wenn man helle Haut hat, reicht der Eigenschutz der Haut nicht aus.

Jede Sekunde, die die Sonne auf die Haut strahlt, wird das Erbgut in jeder einzelnen Hautzelle verklebt, es bilden sich sogenannte Photoprodukte. Das muss der Körper alles reparieren. Über die Jahre schleichen sich bei der Reparatur Fehler ein. Das kann zu Hautkrebs führen.

Wenn man es also schafft, die Dosis der Sonne auf der Haut zu reduzieren, dann reduziert man auch das Risiko Hautkrebs zu bekommen. Beim Eincremen mit einem geeigneten Sonnenschutzmittel wird die Haut sowohl vor UVB-Strahlung als auch vor UVA-Strahlung geschützt. Dichtgewebte lockere Kleidung, Hüte und Sonnenbrillen können auch vor der Sonne schützen. Wichtig zu wissen ist, das Bräunen der Haut ist nicht gesund, denn die Bräunung ist immer eine Verzweiflungstat der Haut.

Wie lang vor dem Rausgehen sollte man sich eincremen?

Adler: Auf vielen Produkten steht drauf, dass man sich eine halbe Stunde vor der Sonnenexposition eincremen sollte. Im Grunde wirken sowohl chemische als auch physikalische Sonnencremes aber sofort. Die Creme verbindet sich nach einer Weile aber noch besser mit der Haut, also schmilzt in kleine Ritzen und Nischen rein.

Außerdem sollte die Sonnencreme schon eingezogen sein, bevor man darüber Kleider anzieht. Angenommen man geht dann an den Strand und zieht sich dort aus, dann hängt ein Teil der Sonnencreme am Kleidchen oder in der Hose.

Woran erkennt man eine gute Sonnencreme?

Adler: Bei Stiftung Warentest werden ja immer wieder Sonnencremes getestet und qualitativ gute empfohlen. Ganz prinzipiell sind Apothekenprodukte oft besser geeignet, weil sie auf Hautprobleme Rücksicht nehmen wie beispielsweise eine Sonnenallergie oder Akne oder Neurodermitis. Die sind dann ohne Duftstoffe, fettfrei oder mit Antioxidanzien, verstopfen die Poren nicht oder sind rückfettend.

Aber es gibt auch gute Produkte in der Drogerie. Für Verbraucher ist es wichtig, dass das Produkt nicht klebt, dass man darunter nicht schwitzt und dass es nicht in den Augen brennt. Denn der Kauf der besten Sonnencreme hilft nichts, wenn sie nicht genutzt wird.

Korallen freundlich sollte eine Sonnencreme gerne auch sein. Und beim Sonnencreme-Kauf sollte man darauf achten, das „UVA“ in einem Kreis abgebildet ist. Denn sonst könnte es sein, dass das Produkt nur UVB-Strahlung abblockt, wie es in manchen Make-ups der Fall ist. Dann dringt UVA-Strahlung in die Haut ein und schadet ihr, ohne das ein alarmierender Sonnenbrand ausgelöst wird.

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Wie lange kann ich Sonnencreme nutzen?

Adler: Nicht-benutzte Sonnencreme sollte nach einem Jahr entsorgt werden. Denn der chemische Filter Octocrylen, enthalten in einigen Sonnencremes, kann mit der Zeit Benzophenon abgebaut werden, der Allergie auslösend krebserregend und hormonwirksam ist.

Welcher Lichtschutzfaktor eignet sich wann?

Adler: Viel hilft viel. Ein hoher Lichtschutzfaktor hilft mehr als ein niedriger. Lichtschutzfaktor 50 bedeutet, dass man sich fünfzigmal so lange in der Sonne aufhalten kann, wie der hauteigene Schutz wirkt. Aber auch für die ganz dunkeln Hauttypen 5 und 6 bietet sich Sonnencreme an, um der Hautalterung und Hautkrebs vorzubeugen, auch wenn für letzteren das Risiko geringer ist als bei helleren Hauttypen.

Bestseller-Autorin Yael Adler ist Dermatologin in einer privaten Praxis in Berlin.
Bestseller-Autorin Yael Adler ist Dermatologin in einer privaten Praxis in Berlin. © Thomas Duffé

Wie viele Sonnencreme braucht man und wovon ist das abhängig?

Adler: Als kleiner Mensch braucht man eineinhalb und als großer Mensch zwei Schnapsgläser voll für den ganzen Körper. Fürs Gesicht kann man sich daran orientieren, sich einen Strang Sonnencreme auf den Zeigefinger zu drücken und diese Menge im Gesicht zu verteilen. Wenn eine ganze Familie mit nur einer Cremetube in den Sommerurlaub fährt und am Ende noch was übrig ist, dann haben sie was falsch gemacht.

Wie creme ich mich richtig ein?

Adler: Ehrlich gesagt, kann man da kaum was falsch machen: Einfach überall die ausreichende Menge Sonnencreme auftragen und dann gründlich verteilen. Kritische Stellen nicht vergessen, wie auf und hinter den Ohren und am Hals, insbesondere bei Kurzhaarigen. An die Handrücken und die Lippen denken, weil letztere können ja nicht selber Pigment bilden und sind deswegen besonders empfindlich.

Wenn man Make-up nutzt, dann ist es besser, erstmal das Make-up aufzutragen und einziehen zu lassen und dann darüber on top die Sonnencreme, damit die nicht verdünnt wird. Kein großer Fan bin ich von Sonnenschutz-Sprays, denn da atmet man bei der Anwendung einiges von ein. Das ist im Zweifel nicht so gesund.

Wann bringt Nachcremen etwas und wann nicht?

Adler: Nachcremen ist beim Schwitzen, und bei Kontakt mit Wasser und bei Reibung notwendig. Durchs Nachcremen geht der Sonnenschutz aber nicht wieder von vorne los. Es wird nur der auf der Sonnencreme-Packung versprochene Schutz aufrechterhalten.

Man sollte das jedoch nicht ausschöpfen. Also wenn man als Hauttyp 1 zehn Minuten Eigenschutz hat und dann Sonnenbrand bekäme, dann kann man mit 50+ Sonnencreme 8,3 Stunden – also fünfzig mal zehn Minuten – in der Sonne bleiben. Das ist aber nur ein maximaler Wert, denn man auf jeden Fall unterschreiten sollte.

Hilft Sonnencreme gegen Falten?

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    Wie ist das mit der Bildung von Vitamin D? Hat Sonnencreme darauf einen Einfluss?

    Adler: Die Vitamin D-Bildung wird durch Sonnencreme nicht nennenswert beeinflusst. Die Studienlage ist aber gemischt. Tatsache ist, sicherer für die Haut im Hinblick auf Hautkrebs und auch Hautalterung ist es, denn Blutspiegel von Vitamin D messen zu lassen und bei einer Unterversorgung lieber mit Nahrungsergänzungsmitteln auf die gewünschten 30 bis 50 Nanogramm pro Milliliter im Blut zu kommen. Das gelingt meist mit 1000-3000 IE Vitamin D pro Tag.

    Das ist genauer und hat keine Folgeschäden im Vergleich zum Sonnenbaden. Falls man aber seine Vitamin D-Dosis durchs Sonnenbaden füllen möchte, empfehle ich, Bauch und Popo in die Sonne zu halten und nach zehn bis zwanzig Minuten wieder zu bedecken. Dann ist die Dosis für den Tag eingefahren.