Berlin. Was macht jungen Menschen in Deutschland Sorgen? Dieser Frage ist eine neue Studie nachgegangen. Der Klimawandel verliert an Bedeutung.

Welche politischen Themen bewegen die Deutschen am meisten? Eine neue Umfrage zeigt, was den Bundesbürgern unter den Nägeln brennt – und wie stark sich die Sorgen in den vergangenen zwei Jahren verändert haben. Eine Angst ist besonders groß.

Auf die Frage nach den wichtigsten Themen nannte 2021 mit etwa 46 Prozent fast die Hälfte die Wiederbelebung der Wirtschaft nach Corona. Auf Platz zwei folgte die Modernisierung der Bildung (circa 41 Prozent), an dritter Stelle standen Klimawandel und Energiewende (rund 40 Prozent). Jetzt sehen die ersten drei Plätze komplett anders aus. Das zeigt die von der Eon Stiftung in Auftrag gegebene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey. Die Ergebnisse liegen dieser Redaktion exklusiv vor.

Altersarmut als politisches Thema macht insbesondere jungen Menschen zu schaffen

Mit knapp 56 Prozent sorgen sich aktuell die meisten Befragten um die Bekämpfung und Vermeidung Altersarmut. Das entspricht einem Plus von 22 Prozentpunkten innerhalb von zwei Jahren. Mit etwa 52 Prozent folgt die Bekämpfung der organisierten Kriminalität – ein Anstieg von 21 Prozentpunkten. Auf den dritten Platz rutscht die Modernisierung der Bildung, auch wenn sie mit etwa 44 Prozent einen leichten Anstieg verzeichnet. Erst an vierter Stelle stehen nun Klimawandel und Energiewende mit etwa 33 Prozent.

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Vor allem bei jüngeren Menschen haben Klimawandel und Energiewende als politische Themen an Bedeutung verloren. Laut Umfrage ging die Sorge bei Personen zwischen 18 und 29 Jahren um 13 Prozentpunkte zurück: von etwa 47 Prozent auf etwa 34 Prozent. Sie machen sich jetzt mehr Sorgen um Altersarmut (Plus von 28 Prozentpunkten) und um organisierte Kriminalität (Plus von 34 Prozentpunkten). „Es zeigt sich eine Verschiebung der politischen Fokussierung hin zu Themen, die unmittelbar das alltägliche Leben betreffen“, heißt es in der Umfrage.

Vor allem junge Menschen geben in einer aktuellen Umfrage an, dass ihnen Altersarmut als politisches Thema wichtiger ist als der Klimawandel.
Vor allem junge Menschen geben in einer aktuellen Umfrage an, dass ihnen Altersarmut als politisches Thema wichtiger ist als der Klimawandel. © Shutterstock/Red Stock | Red Stock

Unterschiede in der Gewichtung politischer Themen zwischen Ost und West

Stephan Muschick, Geschäftsführer der Eon Stiftung, sagt zu diesen Ergebnissen: Angst sei aktuell der größte Feind des Klimaschutzes. „Persönliche Sorgen vor Wohlstandsverlust und um die eigene Sicherheit lassen die Folgen des Klimawandels in den Hintergrund treten.“ Muschick sieht darin eine dramatische Entwicklung. Laut Umfrage ist der Bedeutungsverlust der Klimaschutzpolitik besonders bei den Anhängerinnen und Anhängern von CDU und FDP sichtbar. Bei den Anhängern der Grünen dagegen hat das Thema an Bedeutung gewonnen.

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Große Unterschiede gibt es auch im Vergleich zwischen Ost und West: Im Osten sorgen sich aktuell knapp 62 Prozent um die Altersarmut, im Westen sind es 54 Prozent. Der Klimawandel landet in beiden Regionen auf dem vierten Platz hinter der Modernisierung von Schulen. Im Osten spielt er mit knapp 24 Prozent eine kleinere Rolle als im Westen mit etwa 35 Prozent.

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Hintergrund: Wie viele Menschen befragt worden sind und wer die Studie beauftragt hat

Insgesamt wurden laut Civey für beide Stichproben jeweils 5000 Personen aus der deutschen Gesamtbevölkerung mittels eines Online-Verfahrens befragt. Die Ergebnisse seien aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ, der statistische Fehler betrage 2,5 Prozent.

Weitere politische Themen, die in der Studie als Antwort zur Auswahl standen, waren: Digitalisierung und digitale Infrastruktur, Schutz von Tieren, Pflanzen und Wäldern sowie Verbesserung der Arbeitsbedingungen.