Berlin. Die Welt steht am Kipppunkt, der Klimawandel bedroht unser Leben, wie wir es kennen. Wir müssen handeln – es gibt keine Alternative.

Wie viele Alarmsignale braucht es noch? Hitze und Waldbrände in Griechenland, Überschwemmungen in Slowenien. Historische Regenfälle in China, verheerende Waldbrände in Kanada. Hitzerekord im südamerikanischen Winter. Das alles sind Meldungen nur aus den vergangenen Tagen und Wochen. Und falls es noch eine Bestätigung gebraucht hat, dass Wetterextreme weltweit zunehmen: Der Juli war der bisher mit Abstand heißeste Monat, den die Erde seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt hat. Der menschengemachte Klimawandel verändert das Leben auf diesem Planeten bereits massiv.

Unsere Freiheit, unser Wohlstand und unsere Lebensgrundlagen sind in höchster Gefahr. Dennoch ist die Menschheit auf einem Weg, diesen Wandel katastrophal zu verschärfen. Nicht nur, indem wir weiterhin viel zu viel Öl und Gas verfeuern. Sondern auch, indem wir die Natur und somit die Selbstheilungskräfte des Erdballs zerstören. Umso enttäuschender ist der Ausgang des Amazonas-Gipfels.

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Die acht Amazonas-Anrainerstaaten konnten sich im brasilianischen Belém nicht auf das Ziel verständigen, alle Abholzungen des Regenwalds zu stoppen. Wie wichtig der südamerikanische Urwald und andere Regenwälder für den Erhalt des Weltklimas sind, ist seit Jahren bekannt.

Schon vor 20 Jahren warb eine Brauerei mit dem Schutz des Regenwalds

Politikkorrespondent Jan Dörner.
Politikkorrespondent Jan Dörner. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Schon vor mehr als 20 Jahren versprach eine große Brauerei, für jeden verkauften Kasten Bier einen Quadratmeter Regenwald zu schützen. Und wäre für jedes Mal, als der Amazonas in einer Sonntagsrede als die grüne Lunge des Planeten bezeichnet wurde, gleich ein Hektar Wald geschützt worden, wären unsere Sorgen heute kleiner.

Stattdessen schritten die Rodungen weiter voran. Inzwischen hat die Abholzung ein bedrohliches Ausmaß erreicht. Experten warnen davor, dass ein Kipppunkt in der Balance des sensiblen Ökosystems bald erreicht sein könnte. Der Regenwald führt uns vor Augen, dass die Zukunft des Planeten von fragilen Systemen abhängt. Das gilt auch im politischen Sinne.

Als der Brasilianer Luiz Inácio Lula da Silva Anfang des Jahres seine erneute Amtszeit als Präsident des südamerikanischen Landes antrat, war vielerorts die Erleichterung groß. Mit dem Linkspolitiker ist schließlich die Hoffnung auf einen Schutz des Regenwaldes verbunden. In Brasilien liegen 60 Prozent der Amazonas-Fläche. Lulas Vorgänger, der rechtsextreme Jair Bolsonaro, hatte sich einen Dreck um den Urwald geschert, die Rodung in dem Gebiet hatte während seiner Amtszeit massiv zugenommen.

Schutz des Regenwaldes: Es braucht wirtschaftliche Alternativen zum Raubbau

Wie erfolgreich Lula aber sein kann, wie entschieden er vorgehen will – und was nach ihm kommt: ungewiss. In Bolivien und Venezuela fehlt derzeit ohnehin der politische Wille, ihre Amazonasgebiete zu schützen. Es ist zum Verzweifeln – was allerdings im Kampf gegen den Klimawandel und den Erhalt eines lebensfähigen Planeten keine Option sein kann. Was also tun?

Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes scheint von Europa aus gesehen ein fernes und abstraktes Problem: Was geht uns das an? Eine Menge. Wir sollten deswegen bereit sein, massiv in den Schutz des Amazonas und anderer Regenwälder zu investieren.

In Aufforstungsprojekte, in Aufklärungskampagnen vor Ort, in den Schutz von Wald, Tieren und in die Unterstützung der dort ansässigen Indigenen. Armut und die Aussicht auf schnelles Geld lassen den Raubbau an der Natur als Quelle attraktiv erscheinen. Es braucht zudem wirtschaftliche Alternativen zu Viehzucht, Rohstoffabbau, Holzwirtschaft. Denn ohne den Regenwald hat der globale Klimaschutz keine Chance.