Berlin. Der Gesundheitsminister sagt Globuli und Co. den Kampf an. Doch die Reaktion des größten öffentlichen Versicherers fällt eindeutig aus.

Als Reaktion auf die geplante Streichung homöopathischer Behandlungen als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen hat Deutschlands größter öffentlich-rechtlicher Versicherer angekündigt, an Homöopathie als privater Zusatzleistung festhalten zu wollen. Man stehe zum eigenen Leistungsversprechen, sagte Martin Fleischer, Vorstandsmitglied der Krankenversicherungsgruppe im Konzern Versicherungskammer dieser Redaktion.

„Wir als private Krankenversicherung streichen keine Leistungen, nur weil es die Stimmungslage in der Gesundheitspolitik angesichts der Finanzierungslücken in der gesetzlichen Krankenversicherung gerade als Blaupause suggeriert“, so Fleischer. Alternative Heilmethoden seien stark nachgefragt.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte vergangenen Donnerstag angekündigt, die Finanzierung von Globuli und anderen homöopathischen Behandlungen durch gesetzliche Krankenkassen streichen zu wollen. Heute können Kassen solche Mittel als Satzungsleistungen anbieten. Das sind Angebote, die eine Kasse zusätzlich zu den vorgeschriebenen Leistungen gewähren kann. Zusatzversicherungen sollen aber weiter möglich sein.

Homöopathie: Lauterbachs Vorgänger hatte sich gegen Aus gewandt

Von Grünen und CDU war der Plan kritisiert worden. Die FDP im Bundestag und die Kassenärztliche Bundesvereinigung hatten den Vorstoß unterstützt. Die geschätzten Einsparungen durch den geplanten Schritt bezifferte Lauterbach auf 20 bis 50 Millionen Euro pro Jahr. Lauterbachs Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU) hatte sich 2019 noch gegen ein Aus von Homöopathie als Kassenleistung gewandt – vielen würde dadurch vor den Kopf gestoßen.

Homöopathie als mögliche Kassenleistung vor dem Aus: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Finanzierung von Globuli und anderen homöopathischen Behandlungen durch gesetzliche Krankenkassen streichen.
Homöopathie als mögliche Kassenleistung vor dem Aus: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Finanzierung von Globuli und anderen homöopathischen Behandlungen durch gesetzliche Krankenkassen streichen. © DPA Images | Karl-Josef Hildenbrand

„Viele Patientinnen und Patienten vertrauen als Ergänzung zur klassischen Heilbehandlung auf alternative Heilmethoden“, erklärte auch Konzernvorstand Fleischer. „Diese können die schulmedizinische Therapie begleiten und einen wertvollen Beitrag zu Genesung und zum Wohlergehen leisten.“

Der Konzern Versicherungskammer ist eigenen Angaben zufolge bundesweit der größte öffentliche Versicherer und inzwischen der siebtgrößte Erstversicherer in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte er Beitragseinnahmen von knapp neun Milliarden Euro. Die zum Konzern gehörende Bayerische Beamtenkrankenkasse und die Union Krankenversicherung gehören in Deutschland zu den führenden privaten Krankenversicherern.