Berlin. Welche Auswirkungen haben die Massendemonstrationen auf die AfD? Eine repräsentative Befragung kommt zu einem überraschenden Ergebnis.

Die Anhänger der AfDsehen sich nach den Massenprotesten gegen ihre Partei und gegen Rechtsextremismus gestärkt. Das ergibt eine Online-Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Civey, die unserer Redaktion vorliegt. So antworteten 82 Prozent der Menschen, die auch die AfD wählen würden, dass die Demonstrationen die Partei eher „stärken“ würden. Nur sechs Prozent der AfD-Anhänger sind dagegen der Meinung, die Proteste gegen Rechtsextremismus würden die AfD „schwächen“.

Lesen Sie auch:Strategien der AfD entlarven - das sind die Wege gegen die extreme Rechte

Insgesamt hat Civey 5074 Personen ab 18 Jahren in der Zeit vom 22. Januar bis 24. Januar per Online-Fragebogen bundesweit befragt, unmittelbar nach den großen Demonstrationen am Wochenende. Laut der repräsentativen Umfrage sehen insgesamt 42 Prozent der Befragten die AfD durch die Proteste „eindeutig gestärkt“ oder „eher gestärkt“. 28 Prozent dagegen sehen die in Teilen rechtsextreme Partei durch die Demonstrationen „eindeutig geschwächt“ oder „eher geschwächt“. Es fällt auf, dass ein großer Teil der Befragten in der Frage unentschlossen ist, immerhin 27 Prozent. Die statistische Ungenauigkeit liegt bei 2,5 Prozent.

Protestschild bei Demonstration in München gegen die AfD und Rechtsextremismus.
Protestschild bei Demonstration in München gegen die AfD und Rechtsextremismus. © AFP | MICHAELA STACHE

Bei den Anhängerinnen und Anhängern von Grünen, SPD und Linkspartei ist der Anteil derjenigen größer, die die AfD durch die Proteste geschwächt sehen – unter den Grünen-Wählern sind es 62 Prozent, unter Linken-Anhängern 52 Prozent, unter SPD-Wählern immerhin noch 49 Prozent. Anders bei den Sympathisanten der CDU: Dort geben lediglich 19 Prozent an, dass die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus die AfD eher geschwächt haben.

Hunderttausende Menschen protestieren in Deutschland gegen die AfD. Was hat es bewirkt?

Insgesamt sehen die Befragten in Ostdeutschland die AfD eher gestärkt (50 Prozent) als Personen in Westdeutschland (40 Prozent). 36 Prozent der jüngeren Menschen (18 bis 29 Jahre) geben an, eine Schwächung der Partei durch die Proteste zu erkennen, 37 Prozent sind dagegen der Meinung, die Proteste hätten die AfD eher gestärkt. Bei den über 40-Jährigen glauben nur zwischen 22 und 28 Prozent an eine Schwächung.

Seit Medienberichten über ein Treffen von AfD-Funktionären mit Rechtsextremisten in einer Villa in Potsdam gehen deutschlandweit immer wieder Zehntausende Menschen auf die Straße, vor allem in den Großstädten, aber auch in kleineren Orten in Ostdeutschland. Bundesweit kamen am vergangenen Wochenende laut Polizeiangaben knapp eine Million Menschen zu Demonstrationen.

Lesen Sie auch: Hat es auch bei Hitler so angefangen? Interview mit Ministerin Nancy Faeser