Berlin. Die Koalition will das Rentenniveau sichern – und mutet den Bürgern dafür eine Menge zu. An einer Stelle aber traut sie sich etwas.

Die Rente ist sicher – aber sie ist eine kostspielige Angelegenheit. Daran werden auch die neuesten Reformpläne nichts ändern, die Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) am Dienstag vorstellten. Schon jetzt bezuschusst der Staat die gesetzliche Rentenversicherung mit mehr als 100 Milliarden Euro pro Jahr. Es ist eine gigantische Summe, fast ein Viertel des Bundeshaushalts geht für die Rente drauf. Ab dem Ende des Jahrzehnts ist mit einem deutlichen Anstieg der Renten-Beiträge zu rechnen.

Die Ampel will das Rentenniveau stabil halten. Rentenkürzungen soll es nicht geben, auch keine weitere Erhöhung des gesetzlichen Eintrittsalters. Also mutet die Koalition den Steuer- und Beitragszahlern mehr zu, das heißt den aktiven Arbeitnehmern und den Unternehmen. Deutschland ist gefangen in der demografischen Falle: Immer mehr Rentnern stehen immer weniger Beitragszahler gegenüber. Das bedeutet auch, dass es immer schwieriger wird, Änderungen am Rentensystem politisch durchzusetzen.

Rente: Die Bundesregierung geht mit dem „Generationenkapital“ neue Wege

Man muss dieser Bundesregierung zugutehalten, dass sie an einer Stelle tatsächlich neue Wege geht: Sie macht sich daran, mit dem „Generationenkapital“ einen Kapitalstock aufzubauen. Dessen Erträge sollen ab der Mitte der 2030er Jahre dabei helfen, das Rentensystem einigermaßen bezahlbar zu halten. Die Ampel will die Chancen der Kapitalmärkte für die Alterssicherung nutzen – was andere westliche Sozialstaaten bereits seit Jahrzehnten erfolgreich tun.

Politik-Korrespondent Thorsten Knuf
Politik-Korrespondent Thorsten Knuf © Funke Foto Services | Reto Klar

Endlich geht auch Deutschland diesen Weg, wenn auch zunächst nur im bescheidenen Rahmen. Und nein, es geht nicht darum, Geld in ein großes Kasino namens Börse zu tragen und dort damit risikoreich zu zocken. Es geht um langfristige Renditen. Jeder Kleinsparer, der eine Lebensversicherung, einen Fondssparplan oder einen Bausparvertrag abschließt, wird indirekt an den Kapitalmärkten aktiv – oft ohne es zu wissen.

Denn selbstverständlich bunkern die Anbieter das Geld ihrer Kunden nicht im Tresor, sondern legen es gewinnbringend an den Märkten an. Verzichtete der Staat auf diese Möglichkeit, hieße das, zukünftigen Generationen in Sachen Rente noch viel mehr zuzumuten.