Berlin. Außenministerin Baerbock lässt sich ihr Aussehen einiges kosten – nichts Ungewöhnliches, wie ein Blick auf andere Länder zeigt.

Rund 1,5 Millionen Euro gab die Bundesregierung vergangenes Jahr für Fotografen, Friseure und Visagisten aus – und schaffte es damit ins Sparbuch 2023, das der Bund der Steuerzahler jährlich veröffentlicht. Es wäre „ein gutes Signal an den Steuerzahler, die Ausgaben für teure Visagisten zu reduzieren und sich zweimal zu überlegen, ob ein Fotograf engagiert werden muss“, so die Kritik.

Tatsächlich lässt sich die Ampel ihr öffentliches Auftreten deutlich mehr kosten als frühere Regierungen: Neben den zwar gestiegenen, aber permanent hohen Ausgaben für Fotografen ist der Trend zum Visagisten ein neues Phänomen. In der Regierungszeit der Großen Koalition wurde dafür kaum Geld ausgegeben. Unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schnellte der Betrag 2022 in die Höhe.

Mit fast 137.000 Euro beanspruchte das Auswärtige Amt unter Annalena Baerbock (Grüne) mehr als die Hälfte der Ausgaben für Visagisten, dahinter kommt das Bundeskanzleramt mit fast 40.000 Euro. „Ich kenne die Zahlen und das ist alles durchaus realistisch“, sagt Renée Tippner, die als Visagistin 2021 mit Baerbock zwei Wochen lang auf Wahlkampftour war. Sie veranschlage je nach Aufwand um die 550 Euro pro Tag, was gerechnet auf eine Fünftagewoche etwa 11.000 Euro im Monat sind.

Visagistin: Haben nicht den üblichen Acht-Stunden-Tag

Hinzu kommen 50 Euro pro Stunde, wenn der Tag länger geht, was bei Wahlkampfveranstaltungen keine Seltenheit ist. „Visagisten sind dann nonstop unterwegs und haben nicht den üblichen acht Stunden-Tag, sondern sie sind meistens zwölf Stunden oder mehr unterwegs“, so Tippner. Dabei bekämen Politiker keine höheren Tarife als andere Kunden.

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Für Politiker sei ein ordentliches Make-up besonders wichtig, da sie permanent im Rampenlicht stehen, sagt die Expertin. „Sobald Politiker vor eine Kamera treten, werden sie geschminkt.“ Als Tippner auf Wahlkampftour war, wurde Baerbock am Morgen komplett geschminkt. „Dann ist man begleitend an der Seite und macht zwischendurch ein Fresh-up, Lippenstift oder Puder.“ Wenn es dann mal stressig wurde, habe Baerbock das auch selbst gemacht.

Außenministerin Annalena Baerbock zahlte Visagisten im letzen Jahr fast 137.000 Euro.
Außenministerin Annalena Baerbock zahlte Visagisten im letzen Jahr fast 137.000 Euro. © AFP | JOHN MACDOUGALL

Während Frauen fast ausschließlich geschminkt in der Öffentlichkeit stehen, sei dies bei männlichen Politikern nicht zwangsläufig der Fall. „Frauen stehen mit ihrer Außenwirkung ganz anders im Fokus als ein Mann, etwa wenn die Haare anders liegen“, so Tippner. Im Gegensatz zu Baerbock habe etwa Robert Habeck bei der Wahlkampftour nicht immer einen Visagisten dabei gehabt.

Auch Altkanzlerin Merkel hat eine Visagistin beschäftigt

Früher war der Etat für Maskenbildner wesentlich kleiner, wobei auch Angela Merkel stets ihre persönliche Visagistin Petra Keller dabei hatte. Laut einer Kleinen Anfrage im Bundestag aus dem Jahr 2019 nahm Merkel als Kanzlerin „die Dienstleistungen einer freiberuflichen Assistentin für Make-up und Frisur in Anspruch.“ Wie hoch die Ausgaben dafür waren, ist allerdings unbekannt.

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Dass Politiker hohe Ausgaben haben, um sich besser in Szene zu setzen, ist im Übrigen kein deutsches Phänomen. Schlagzeilen machte der französische Präsident Emmanuel Macron schon 2017, weil er in den ersten drei Monaten seiner Präsidentschaft 26.000 Euro für Make-Up und eine freiberufliche Visagistin ausgegeben hatte. Sein Vorgänger François Hollande soll für seinen Visagisten nach Angaben des Nachrichtenmagazins „Le Point“ 10.000 Euro im Monat bezahlt haben.

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron lässt sich von einem Visagisten zurecht machen.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron lässt sich von einem Visagisten zurecht machen. © AFP | Lewis Joly

Auch die US-Administration unter Donald Trump stellte 2018 eine eigene Vollzeit-Visagistin an, die Regierungsvertreter öffentlichkeitswirksam zurechtmachte. Ausgenommen davon waren allerdings Trump selbst und seine Familie, wie das Portal Politico berichtete. In der Vorgänger-Administration unter Barack Obama gab es diese Stelle noch nicht. Wie viel die Trump-Administration für die Stelle einer Maskenbildnerin ausgegeben hat, ist nicht bekannt.

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