Berlin. „Atomkraft ist Teil unseres Energiemixes“, sagt Finnlands Außenminister Haavisto – und betont die Unterschiede zu Deutschlands Grünen.

Es ist ein Statement, bei dem es den Grünen in Deutschland die Sprache verschlagen dürfte: Der finnische Außenminister Pekka Haavisto, der der Grünenpartei seines Landes angehört, setzt voll auf Atomkraft. „Nuklearkraft ist Teil unseres Energiemixes. Unser fünfter Reaktor ging gerade in Olkiluoto ans Netz“, sagte Haavisto unserer Redaktion und der französischen Zeitung „Ouest-France“.

Finnland will bereits 2035 Klima-Neutralität erreichen. Die Atomenergie gilt als wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr Klimaschutz. Knapp 35 Prozent des Stroms wird in Finnland durch Kernkraft produziert. Die finnischen Grünen legten in den vergangenen Jahren ihre Skepsis gegenüber der Nuklearenergie Schritt für Schritt ab.

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Finnische Grüne bekannten sich als einzige grüne Partei in Europa zur Atomkraft

2022 bekannten sie sich vorbehaltlos zu einem Ausbau der Atomkraft in Finnland – als einzige grüne Partei in Europa. In Deutschland wurden hingegen im April die drei letzten Reaktoren abgeschaltet. Vor allem die Grünen hatten sich in der Ampel-Koalition dafür eingesetzt, gegen den Widerstand der FDP.

Bei ihren Politikansätzen unterscheiden sich die grünen Parteien Europas, sagt Haavisto (r.) mit Blick auf Deutschland.
Bei ihren Politikansätzen unterscheiden sich die grünen Parteien Europas, sagt Haavisto (r.) mit Blick auf Deutschland. © dpa | Michael Kappeler

„Als Außenministerin Annalena Baerbock im Februar Finnland besuchte, haben wir festgestellt, dass es bei Politikansätzen von grünen Parteien Unterschiede gibt. Bei den Grünen in Finnland, zu denen ich gehöre, ist Atomkraft als Teil des Energiemixes akzeptiert“, betonte Haavisto.

„Wir kommen vielleicht auf die kleineren Atomanlagen zurück“

Im finnischen Olkiluoto ging kürzlich ein Druckwasserreaktor an den Start, nachdem es jahrelang Verzögerungen und Probleme gegeben hatte. „Die Zeit für derartige riesige Reaktoren ist möglicherweise vorbei. Wir kommen vielleicht auf die kleineren Atomanlagen zurück, die leichter zu steuern und leichter zu planen sind. Die Technologie könnte sich in diese Richtung entwickeln“, erklärte der Außenminister. „Das könnte die Zukunft für den Energiemix verschiedener Länder sein.“

Nach Einschätzung von Haavisto kann Nuklearkraft allerdings nur für eine „Übergangszeit“ ein Teil des Energiemixes sein. „Am Ende wird alles auf erneuerbare Energien hinauslaufen.“ Finnland investiert immer mehr in Windkraft. Im vergangenen Jahr speiste sich der Strom zu 16,7 Prozent aus Windenergie.