Berlin. Gut 9 Millionen Erwerbstätige in Deutschland müssen sich mit geringen Löhnen begnügen. Welche Bereiche besonders betroffen sind.

  • Jeder vierte Erwerbstätige in Deutschland verdient kaum mehr als den Mindestlohn
  • Der Linken-Co-Vorsitzende Bartsch warnt vor Altersarmut
  • Welche Bereiche besonders betroffen sind, lesen Sie hier

Manche arbeiten im Gartenbau, andere ackern auf deutschen Feldern, sind Verkäufer oder binden Blumensträuße: Jeder vierte Erwerbstätige (23,35 Prozent) in Deutschland verdient weniger als 14 Euro brutto in der Stunde. Konkret bedeutet dies: 9,28 Millionen der insgesamt 39,8 Millionen Beschäftigten verdienen kaum mehr als den Mindestlohn. Dies geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für April 2022 auf Anfrage der Linksfraktion hervor.

„Wenn jeder Vierte in Deutschland unter 14 Euro brutto in der Stunde verdient, haben wir ein deutlich zu niedriges Lohnniveau in Deutschland“, kritisiert der Co-Vorsitzende der Linksfraktion Dietmar Bartsch und fordert eine kräftige Erhöhung des Mindestlohns. „14 Euro Mindestlohn wären jetzt notwendig – auch als Inflationsausgleich“, ist Bartsch überzeugt.

Die Mindestlohnkommission hatte vor kurzem beschlossen, den Mindestlohn im nächsten Januar um 41 Cent auf 12,41 Euro zu erhöhen. Im Januar 2025 soll er dann auf 12,82 Euro steigen. „Die geplante Erhöhung von nur 41 Cent ist ein dramatischer Reallohnverlust“, ist Bartsch überzeugt. „Das niedrige Lohnniveau wird uns auch bei der Rente auf die Füße fallen. Es droht millionenfache Altersarmut.“ Die Rentenkasse verliere bereits heute viele Milliarden aufgrund zu geringer Löhne. „Wir brauchen höhere Löhne und auskömmliche Renten in Deutschland“, so Bartsch.

Lesen Sie auch: 14 Euro Mindestlohn – Kommt jetzt ein deutliches Plus?

Stundenlohn: Junge Leute sollen höheren Mindestlohn bekommen

Laut Statistischem Bundesamt liegt der durchschnittliche Bruttoverdienst bei 24,77 Euro pro Stunde, was einem Monatsverdienst von 4105 Euro brutto entspricht. Die individuellen Gehälter weichen jedoch meistens vom Durchschnittsgehalt ab und sind von vielen Faktoren abhängig. Dazu gehören sowohl das Geschlecht, Alter und der Bildungsabschluss. Zu den unteren Lohngruppen zählen insbesondere Hilfskräfte in der Landwirtschaft und Aushilfen in der Gastronomie oder im Handel.

Hintergrund: Vollzeit, Homeoffice, Rente: So arbeiten die Deutschen

Für eine bessere Bezahlung von jüngeren Menschen plädiert auch der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Er fordert, die Ausnahmeregelung für den gesetzlichen Mindestlohn für minderjährige Ferienjobber umgehend abzuschaffen. „Die Ausnahme beim Mindestlohn für unter 18-Jährige ist eine nicht begründbare Verzerrung“, sagte Kühnert der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“.

So können Minderjährige für neun oder zehn Euro die Stunde beschäftigt werden. Manche Arbeitgeber suchten sogar gezielt nach Jüngeren. „Die 16-Jährige, die im Biergarten Bierkrüge an die Tische bringt, leistet die exakt gleich wertvolle Arbeit wie der 20-Jährige, der das tut“, so Kühnert.