Berlin. Eine Wärmepumpe ist für Altbauten nicht geeignet, so die landläufige Meinung. Eine neue Heizungsstudie räumt nun mit diesem Mythos auf.

Wärmepumpen eignen sich nur für Neubauten und setzen eine teure Fußbodenheizung voraus? Das ist eine weitläufige Meinung über die Heiz-Technologie. Doch tatsächlich trifft das gar nicht immer zu. Zu diesem Ergebnis ist nun eine großangelegte Studie gekommen.

Die Studie, die vom Energiedienstleister Techem durchgeführt wurde, und für die Daten von rund 130.000 Mehrfamilienhäusern ausgewertet wurden, liefert überraschende Ergebnisse: Demnach wäre rund die Hälfte aller Bestandsgebäude auch jetzt schon für den Einbau einer Wärmepumpe geeignet. Bei weiteren 40 Prozent wären lediglich neue Heizkörper notwendig.

Heizung: Wärmepumpen laut Studie oftmals auch für Altbauten geeignet

Wärmepumpen beziehen den Großteil ihrer Energie aus direkter Umgebung – je nach Modell entweder aus dem Grundwasser, aus dem Erdreich oder aus der Umgebungsluft. Einer der großen Vorteile der Technologien ist somit, dass diese Energiequellen nahezu unendlich zur Verfügung stehen und keinem Einfluss von Politik oder Wirtschaft unterliegen. Wärmepumpen sind daher nicht nur „unabhängig“, sondern auch effizient, da sie erneuerbare Energien nutzen.

Die Auswertungen von Techem ergab nun, dass rund 50 Prozent der untersuchten Gebäude „bereits jetzt ohne weitere Maßnahmen ‚wärmepumpen-ready‘“ seien. Weiterhin heißt es, dass ein Anteil von 40 Prozent der Gebäude „lediglich eine Umrüstung auf Heizkörpermodelle gleicher Einbaugrößen (z.B. von Stahlradiatoren auf Plattenheizkörper)“ benötigen würden. Zudem sei „die vieldiskutierte Umrüstung auf Fußbodenheizungen“ bei 90 Prozent der untersuchten Gebäude nicht nötig.

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Betriebstemperatur bei Wärmepumpen niedriger als bei herkömmlichen Heizungen

Die wichtigste Frage der Studie lautete: Können die vorhandenen Heizkörper in den Häusern, trotz der niedrigeren Betriebstemperatur der Wärmepumpen, genugWärme in die Räume abgeben? Denn bei Wärmepumpen beträgt die Heizwassertemperatur normalerweise rund 55 Grad, während sie bei Gasheizungen oder Ölheizungen oft bei bis zu 70 Grad liegen.

Dabei wurde festgestellt, dass anhand der Funktionsweise der vorhandenen Heizkörper berechnet werden kann, ob sie für den Betrieb mit einer Wärmepumpe geeignet sind. Wenn diese Heizkörper eine Leistungsreserve von etwa 40 Prozent haben, bedeutet das, dass sie auch bei niedrigeren Betriebstemperaturen genug Wärme abgeben können, um die Räume ausreichend zu heizen, ohne dass weitere Änderungen erforderlich sind. Wenn die Leistungsreserve unter 40 Prozent liegt, ist eine Erhöhung der Heizkörpernennleistung erforderlich. Diese Größe beschreibt die maximale Menge an Wärme, die ein Heizkörper abgeben kann.

Dass Wärmepumpen nur für Neubauten geeignet wären, sei laut der Studie ein Mythos.
Dass Wärmepumpen nur für Neubauten geeignet wären, sei laut der Studie ein Mythos. © Daniel Reinhardt/dpa/dpa-tmn | Unbekannt

Umrüstung nur bei rund 40 Prozent erforderlich

Bei etwa der Hälfte der Gebäude wären keine weiteren Maßnahmen notwendig. Dies liegt daran, dass die Heizkörper in diesen Gebäuden bereits ausreichend Leistungsreserve bieten, um mit den niedrigen Systemtemperaturen einer Wärmepumpe effizient zu arbeiten. Das ist wichtig, da Wärmepumpen in der Regel mit niedrigeren Vorlauftemperaturen arbeiten als herkömmliche Heizsysteme. Wenn die Heizkörper die Wärme effizient übertragen können, ist keine zusätzliche Anpassung oder Umrüstung erforderlich, um die Wärmepumpe effizient zu betreiben.

WärmepumpeKosten in EUR
Luftwärmepumpecirca  8000 bis 16.000
Erdwärmepumpecirca 12.000 bis 15.000
Grundwasserwärmepumpecirca 9000 bis 12.000

Bei den 40 Prozent der Gebäude, die eine Umrüstung benötigen, sei in der Regel eine Anpassung oder den Austausch der Heizkörper erforderlich, um die Effizienz des Wärmepumpenbetriebs zu gewährleisten, heißt es in der Studie. Dies kann bedeuten, dass die bestehenden Heizkörper nicht ausreichend dimensioniert sind, um die Wärme bei den niedrigeren Systemtemperaturen einer Wärmepumpe effizient zu übertragen. Je nach verfügbarer Leistungsreserve könnte es ausreichen, nur bestimmte Heizkörper auszutauschen, wie zum Beispiel im Wohnzimmer oder Kinderzimmer, und die Heizkörper in weniger genutzten oder kühl gehaltenen Räumen unverändert zu lassen, etwa im Schlafzimmer.