Berlin. Mit ihren Heizungsplänen will die Ampel für mehr Klimaschutz in Gebäuden sorgen. Doch ein wesentlicher Baustein droht zu scheitern.

Wenn das Umweltbundesamt einmal im Jahr seine Prognose zur Entwicklung der Treibhausgasemissionen vorlegt, dann ist das Ergebnis zuletzt sehr erwartbar gewesen: Der Verkehr und der Gebäudesektor emittieren kontinuierlich mehr CO2-Emissionen als im Klimaschutzgesetz festgelegt ist. Während über mögliche Einsparungen beim Verkehr vor allem viel debattiert wird – Stichworte: Tempolimit, Autobahnausbau, Verbrennerverbot – macht die Ampel-Koalition beim Klimaschutz im Gebäudesektor nun Druck. In der vergangenen Woche verabschiedete das Kabinett die umstrittenen Heizungspläne, die ein Einbauverbot für neue Öl- und Gasheizungen ab dem kommenden Jahr vorsehen.

Damit aber wird es nicht getan sein. Es soll auch mehr saniert werden als bisher. In vielen Gebäuden ist das auch nötig, wenn eine Wärmepumpe etwa effizient betrieben werden soll. Zuletzt stagnierte die Sanierungsquote bei etwas mehr als einem Prozent, angestrebt werden zwei Prozent.

Hohe Energiepreise: Interesse an Sanierung bleibt dennoch gering

Das Interesse in der Bevölkerung an Sanierungen scheint aber gering zu sein. Das zumindest legt eine repräsentative Allensbach-Umfrage im Auftrag des Immobilienunternehmens Wertgrund AG nahe, die unserer Redaktion vorliegt. Nur 17 Prozent der Wohneigentümer gaben an, dass sie konkrete Pläne für bauliche Maßnahmen in den kommenden Jahren hätten.

„Das scheinen auf den ersten Blick nicht wenige zu sein, doch erfahrungsgemäß neigen Befragte in Repräsentativumfragen bei Fragen nach künftigen Handlungsabsichten dazu, übertriebene Angaben zu machen“, räumen die Studienautoren nüchtern ein. Man müsse davon ausgehen, dass bei Weitem nicht jeder dieser Pläne in Zukunft verwirklicht werde. Zumal sich Handwerks- und Bauleistungen zuletzt verteuert haben, die Kosten der Sanierung dürften die Einsparung oftmals überlagern.

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Viele können den CO2-Preis für Öl und Gas nicht einschätzen

Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Allensbach-Umfrage bei den Mietern. Auch sie wurden nach ihrer Einschätzung gefragt, wie wichtig es sei, dass ihr Haus in den kommenden Jahren energieeffizienter werde. 23 Prozent gaben an, dass ihnen bauliche Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs sehr wichtig sind. Knapp jeder Dritte findet das ebenfalls wichtig, 35 Prozent ist es aber weniger oder gar nicht wichtig. Die Interpretation der Studienautoren: In der Realität habe das Thema wohl eine geringe Priorität, da erfahrungsgemäß viele „wichtig“ als Antwort nennen, obwohl sie eigentlich keine ausgeprägte Meinung zu dem Thema haben.

Diese Interpretation wird von weiteren Aussagen der 1023 im Januar mündlich befragten Personen gestützt. Drei Viertel gaben an, dass sie noch nicht einmal ungefähr einschätzen können, wie hoch die CO2-Abgabe für Gas oder Öl beim Heizen ausfällt. Nur jeder zehnte Befragte traute sich zu, die künftigen Kosten durch die CO2-Abgabe einschätzen zu können.

Trotz hoher Energiepreise bleibt das Interesse an der Sanierung von Gebäuden gering. (Symbolbild)
Trotz hoher Energiepreise bleibt das Interesse an der Sanierung von Gebäuden gering. (Symbolbild) © imago/Marius Schwarz | Marius Schwarz

Umfrage: Nur 15 Prozent kennen die Energieeffizienzklasse ihres Hauses

Auch bei anderen praktischen Fragen rund um die Energieeffizienz des eigenen Hauses oder der eigenen Wohnung tun sich Lücken auf. Gerade einmal 15 Prozent der Befragten kennen die Energieeffizienzklasse ihres Hauses. Rund jeder Zweite gibt an, zwar schon mal vom Energieausweis gehört zu haben, den Energieausweis des eigenen Hauses aber noch nie gesehen zu haben oder aber in einem Haus zu wohnen, für den noch kein Energieausweis vorliegt. Überproportional oft trifft das auf Besitzer von Ölheizungen zu.

Die Studienautoren liefern eine Erklärung gleich mit: Die meisten Besitzer von Wohneigentum mit Ölheizung wohnen bereits sehr lange in ihrer Wohnung oder in ihrem Haus. Bei ihrem Einzug existierten noch keine Energieausweise. Denn erst seit 2009 ist der Energieausweis bei allen Wohngebäuden Pflicht.