Berlin. Im Halbfinale schreiben die Talente gemeinsam mit ihren Coaches Rea Garvey und Conchita Wurst Songs. Das läuft anders als geplant.

Letzter Tag beim sogenannten „Eurovision Boot Camp“. Danach entscheiden die beiden Coaches Rea Garvey und Conchita Wurst, welche vier Talente am 8. Februar in der Live-Show von „Ich will zum ESC“ antreten. Dort geht es dann um den letzten Startplatz im „Deutschen Finale 2024“.

Song, Performance, Gesang, aber auch Songwriting seien diesmal entscheidend, verkündet Rea. Conchita erklärt die Aufgabenstellung: „Ihr werdet wieder einen Liebesbrief bekommen in Form einer E-Mail. In dieser E-Mail wird sich Musik befinden. Ich möchte, dass ihr euch die Loops und Song-Snippets anhört und schaut: Wo zieht es euch hin? Fällt euch was dazu ein?“

Lesen Sie auch:Die Geschichte des ESC – Vom der Schlagerfest zum Mega-Event

Rea Garvey und Conchita Wurst: Songwriting als Therapie

Nach der gemeinsamen Performance und der Lipsync-Challenge folgt nun also Songwriting. „Das ist die Komfort-Zone von uns“, sagt Rea. Alle sollten sich mit einem offenen Herzen darauf einlassen. Und tatsächlich gleichen manche Song-Sessions einer Therapiesitzung. Es geht um das Ende von Beziehungen, die Suche nach seiner Identität, die Frage der Akzeptanz. Die großen Fragen des Lebens, die Klassiker der Popmusik.

„Das ist immer wieder ein Thema für mich, Liebe zu finden. Und in der Liebe Unendlichkeit und Glückseligkeit“, erklärt Paul seine Song-Idee. Die ersten Zeilen und einen Titel hat er schon: „Forever Like This“. Im Coaching verbessert Rea einige Zeilen und bemerkt, dass Paul zu schnell zufrieden ist. „Da frag‘ ich mich: Warum nicht das Großartige suchen?“ Paul sei auf jeden Fall nicht der stärkste Sänger, aber vielleicht der einzigartigste.

Währenddessen schreiben Conchita und Luca an einem Song. Luca erklärt, was er sich vorstellt: Gemeinsam mit seinem Vater am Strand, auf Sardinien, in die Sonne schauend – das sei pure Liebe, die Freiheit zum Greifen nah. „Luca kam quasi mit einem fertigen Song. Ich habe nichts anderes erwartet. Ich glaube, als Schauspieler funktioniert das nicht anders“, ist Conchita begeistert. Nach dem ersten Vorsingen hat sie aber doch Verbesserungsvorschläge: „Die Hook müsse noch geiler werden.“ Auch interessant: ESC-Kandidaten geben sich bei TikTok-Challenge die Blöße

„Ich will zum ESC“: Nicht alle Kandidaten überraschen Coaches positiv

Florian kommt mit einem groben Motiv. Es sei der erste Song, den er schreibt, erklärt er. Etwas verwunderlich, schließlich studiert er an der Popakademie in Mannheim – quasi die Lehrstätte für deutsche Popmusiker überhaupt. Das Grobmotiv: Ein Brief an sein jüngeres Ich. Dass es gut ist, Niederlagen zu verkraften, er wolle Mut machen, den richtigen Weg zu finden. „Dear little me, I hope you would be proud to see, after tumbling on pathways, you found the one to be”, ist sein erster Textvorschlag. Das sorgt für Begeisterung. „I fucking love your erstes Satz”, haut Rea sein ikonisches „fucking“ Denglisch raus. „Dear little me, das hätte ich niemals geschrieben. Aber ich höre es von ihm und denke: That’s really good.“

Für weniger Begeisterung sorgt Bibiane. Die 26-Jährige ist bereits seit zehn Jahren Musikerin. Mitgebracht hat sie nur die Zeile „I just wanna feel alright“. „Ich weiß, dass sie Songwriterin ist – und dann habe ich gedacht, sie kommt mindestens mit einer Strophe, oder zumindest einer Idee für den Refrain. Und sie kam mit einer Idee, die nicht so lang überlegt war. Da war ich erstmal enttäuscht“, gibt Rea zu. Lesen Sie ebenfalls: Tränen bei ESC-Show und ein kompromissloser Rea Garvey

Der „Eurovision Song Contest“ als Safe Space

Ganz im Gegensatz dazu steht Anne. „Du inhalierst den Song Contest ja“, bringt Conchita es auf den Punkt. Die 27-Jährige bewirbt sich seit zehn Jahren um eine Teilnahme beim „Eurovision Song Contest“. Natürlich habe sie sich schon vorgestellt, wie ihr Auftritt beim Song-Contest aussähe. „Ich habe gesehen, wie ich da oben stehe, und dann das ganze Flammenmeer, und die Lichter. Und alle weinen, weil ich so gut aussehe“, erzählt sie und lächelt schüchtern.

Ihr Song soll die Worte enthalten, die sie sich als Kind gewünscht hätte. „Es gibt so viele Menschen, die hören das nicht, dass sie eine Berechtigung haben, dass sie gewollt sind, einen Wert haben, da zu sein. Und das finde ich so schlimm. Und wenn sie das nicht von anderen hören, dann will ich das sein.“ Deswegen sei der Song Contest ihr Safe Space. „Es ist egal, wer du bist, woher du kommst, wen du liebst – du bist hier geliebt.“

Mehr zum Thema:ESC 2024 – Schwedische Musiker fordern Israel-Ausschluss

Die Rollenverteilung unter den Coaches ist klar: Conchita ist der Good Cop, Rea der Bad Cop. Während Conchita ausführliches Feedback gibt und betont, wie schwer es ihr falle, jemanden rauszukicken, verkündet Rea seine Entscheidung routiniert. Paul und Sven müssen gehen. Und damit stehen Bibiane und Florian für das Team von Rea sowie Anne und Luca für Conchitas Team am 8. Februar bei der Live-Show auf der Bühne.