Altersdiabetes kann vererbt werden. Neben den Genen sind auch Umwelteinflüsse für die Krankheit verantwortlich. Der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin in Weimar, Prof. Reinhard Fünfstück, und Oberarzt Dr. Thomas Werner beantworteten Leserfragen bei unserer TLZ-Aktion Der Nächste bitte!.

Weimar. "Diabetes ist eine Volkskrankheit, über die aber noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist", resümierte Fünfstück nach der Telefonaktion. Die TLZ dokumentiert die wichtigsten Fragen und Antworten.

Ich bin erblich belastet. Beide Eltern haben Altersdiabetes. Kann ich mich irgendwie schützen und Diabetes vorbeugen?

Es stimmt: Alterdiabetes oder Typ2-Diabetes kann zu einem hohen Maß vererbt werden. Allerdings sind neben den Genen auch bestimmte Umwelteinflüsse notwendig, damit die Erkrankung ausbricht. Als Risikofaktoren zählen Übergewicht, falsche Ernährung und fehlende Bewegung. Dagegen kann man aktiv etwas tun. In großen Studien konnte gezeigt werden, dass durch eine gesunde Lebensweise das Diabetesrisiko um bis zu 90 Prozent reduziert werden kann.

Bei einer Routineuntersuchung wurde bei mir ein Diabetes festgestellt. Dabei habe ich keine Beschwerden. Reichen leicht erhöhte Blutzuckerwerte zur Diagnosestellung aus?

Diagnose Diabetes mellitus ist bei Überschreiten bestimmter Grenzwerte des Blutzuckers gestellt. Die Höhe der Werte wurde anhand von Studien definiert und entsprechend festgelegt. Dabei müssen nicht zwangsläufig schwere Symptome auftreten. Die Krankheit ist schleichend und verläuft bei vielen Patienten in den Anfangsstadien unbemerkt. Die Folgen einer schlechten Blutzuckereinstellung kommen meist erst mehrere Jahre später. Trotzdem ist gerade die Behandlung der frühen Stadien der Erkrankung besonders wichtig. Wenn die Diagnose rechtzeitig gestellt und eine entsprechende Behandlung eingeleitet wird, können Folgeerkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Erblindung, Nierenversagen, Beinamputationen) verhindert werden.

In der Apotheke wurde bei mir ein erhöhter Blutzucker (6,8 mmol/l) festgestellt. Muss ich jetzt Medikamente nehmen?

Ich kann Sie erst einmal beruhigen. Die Apothekenmitarbeiter benutzen in der Regel Handmessgeräte zur Bestimmung des Blutzuckers. Diese sind nicht ausreichend genau. Zur Diagnosestellung muss ein geeichtes Verfahren mit einem Laborgerät verwendet werden. Außerdem sollte ein nüchtern abgenommener Wert herangezogen werden. Die Grenzwerte nach dem Essen liegen deutlich höher. Also gehen Sie zum Hausarzt und lassen Sie den Verdacht überprüfen. Wenn er sich bestätigt, ist es in der Tat so, dass eine medikamentöse Behandlung ohne Zeitverzug empfohlen wird.

Ein Bekannter hat mir berichtet, dass sein Diabetes mit Hormonen behandelt wird. Gibt es das wirklich?

Es handelt sich hierbei sicherlich um eine Behandlung mit Inkretinmimetika. Hinter diesem schwierigen Wort verbergen sich Medikamente, die einem im Darm gebildeten Hormon nachempfunden wurden. Dadurch lässt sich der Blutzucker sehr gut senken. Spannend sind auch andere Effekte dieser Therapieform. So kann die Behandlung zu einer Gewichtsreduktion und zur Senkung eines erhöhten Blutdrucks führen. Ein Nachteil ist, dass diese Stoffe gespritzt werden müssen. Neu ist eine Entwicklung, wo das Präparat nur noch einmal wöchentlich verabreicht werden muss.

Seit einigen Wochen habe ich Schmerzen in der rechten Wade beim Laufen. Nach einer kurzen Pause geht es wieder. Hängen diese Beschwerden mit Nervenschäden durch meinen seit 14 Jahren bestehenden Diabetes zusammen?

Ein klares Nein. Ihre Schilderung klingt nach einer Durchblutungsstörung der Beine. Im Volksmund bezeichnet man dies auch als Schaufensterkrankheit. Sie sollten Ihren Hausarzt aufsuchen. Dieser leitet dann entsprechende Untersuchungen ein.

Ich habe seit vielen Jahren Diabetes und lag wegen einer entzündeten Fußwunde kürzlich im Krankenhaus. Zum Glück musste nichts operiert werden. Wie kann ich mich vor erneuten Fußwunden schützen?

Wunden und Entzündungen am Fuß von Diabetikern nennt man Diabetisches Fußsyndrom. Diese Erkrankung wird sehr häufig durch das Tragen unpassender Schuhe ausgelöst und kann nicht selten zu Amputationen führen. Ihr behandelnder Diabetologe sollte Ihnen unbedingt diabetische Schutzschuhe mit einer entsprechenden Weichbettung verschreiben. Außerdem sollten Sie auf eine fachgerechte Fußpflege achten. Hornhautschwielen sollten regelmäßig abgetragen, Nägel regelmäßig geschnitten werden. Bei trockener Haut ist die Verwendung harnstoffhaltiger Salben zu empfehlen.

Wie finde ich einen Spezialisten, der Fußwunden bei Diabetikern behandelt?

Wenn Sie über einen Internetanschluss verfügen, können Sie Spezialisten über folgende Internetseite finden: http://www.ag-fuss-ddg.de

Die dort angegebenen Praxen unterliegen einer Qualitätskontrolle durch die Deutsche Diabetesgesellschaft und lassen sich alle drei Jahre zertifizieren. Auch stationäre Einrichtungen sind dort zu finden. In Thüringen sind dies das Krankenhaus Arnstadt, die Universitätsklinik Jena und die Diabetische Fußstation im Klinikum Weimar.

Ich muss viermal täglich Insulin spritzen. Leider verschreibt mir mein Hausarzt nur 50 Blutzucker-Teststreifen im Quartal. Diese reichen für die regelmäßigen Messungen nicht aus. Muss ich mir die fehlenden Teststreifen selber kaufen?

Die bei Ihnen durchgeführte Insulintherapie setzt das Wissen der aktuellen BZ-Werte vor den Hauptmahlzeiten voraus. Die 50 Teststeifen reichen deshalb nicht für ein ganzes Quartal. Als Richtlinie sollten bei dieser Therapieform 400 Teststreifen gelten. Anders verhält es sich, wenn der Diabetes nur mit Tabletten behandelt wird. Hier bezahlt die Krankenkasse nur in der Einstellungsphase für die ambulanten BZ-Selbstbestimmungen. Sie sollten deshalb nochmals das Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt suchen. Eventuell überweist er Sie an einen Diabetologen.

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