Berlin. Eine der gängigsten Methoden Demenz oder Alzheimer nachzuweisen ist so simpel, dass sie bereits in zwei Minuten ein Ergebnis liefert.

Demenz gehört zu den am weitesten verbreiteten Alterskrankheiten Deutschlands. Rund 1,8 Millionen Menschen leiden bundesweit an schwindenden Geisteskräften. Obwohl die Ursachen, Auswirkungen und Krankheitsverläufe so unterschiedlich und komplex sein können, gibt es einen Test, der innerhalb weniger Minuten Aufschluss über den Zustand eines Patienten geben kann. Seit 1989 gehört der Uhrentest zum Repertoire von Ärzten und Psychologen bei der Diagnostik altersbedingter Demenz.

Der Uhrentest ist fast so schnell durchgeführt, wie er erklärt werden kann. Voraussetzung für die Untersuchung sind lediglich ein leeres Blatt Papier und ein Stift. Die Aufgabe für den Probanten besteht darin, zunächst auf dem unbeschriebenen Papier ein Ziffernblatt zu zeichnen und dann die Uhrzeiger so anzuordnen, dass eine bestimmte Uhrzeit abzulesen ist. In der Fachwelt hat sich die Uhrzeit 11.10 Uhr etabliert. Während der Uhrentest auf keine vollumfängliche Diagnose schließen lässt, nützt er Fachleuten laut "Deutschem Ärzteblatt" als Orientierung bei beginnenden Demenzen: "Der Test zeigt auch bei sehr geringer Leistungsminderung eine hohe Sensitivität."

Höchste Zeit für genauere Untersuchung: Wer scheitert am Uhrentest?

Das Ergebnis wird in ein sechsstufiges Punktesystem eingeordnet. Score 1 bezeichnet die vollständige Leistungsfähigkeit des Patienten und beinhaltet nicht nur die korrekte Abbildung einer Uhr, sondern auch die entsprechende Anordnung der Zeiger auf die gewünschte Uhrzeit. Graduell nimmt die Kompetenz mit Score 6 ab. Hier scheitert der Patient bereits an der Darstellung der Uhr.

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In den Zwischenstufen ergeben sich Fehlerbilder wie ungleichmäßige Abstände zwischen den Stundenindikatoren, abweichende Stundenzahlen oder Hilfslinien, mit denen sich ein Patient behelfen muss. Alle Werte ab Score 3 aufwärts indizieren dabei eine dementielle Erkrankung.

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Als auffälliger Schwellenwert hat sich laut dem Online-Fachportal "Netdoktor" das Minutenzeiger-Phänomen etabliert. Hierbei gelingt der Testperson zwar die Darstellung der Uhr, allerdings misslingt die Anordnung der Uhrzeiger auf zehn nach elf.

Über alle Zweifel erhaben ist der Uhrentest freilich nicht. "Der sogenannte Uhrentest kann in Kombination mit anderen Kurztestverfahren die diagnostische Aussagekraft erhöhen", schreibt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in einer Presseveröffentlichung. Stattdessen nutzen ihn Hausärzte und Psychologen als Initialtest. Für eine eindeutige Diagnose ziehen Psychopathologische Fachleute eine Reihe von neuropsychologischen Untersuchungen heran. Am weitesten verbreitet für eine bindende Demenz-Diagnose ist der Mini-Mental-Status-Test (MMST), bei dem Patienten eine Reihe kognitiver Rätsel lösen sollen.

Verlust von Mustererkennung, Orientierung und Sozialleben: Demenz macht depressiv

Bei deutschen Neuropsychologen und Ärzten hat sich beim Uhrentest die Ausgestaltung nach Shulman etabliert. Nach dem Modell des kanadischen Geriatriepsychologen der Universität von Toronto muss die untersuchte Person den Kreis des Ziffernblattes nicht zeichnen, sondern bekommt ihn vorgegeben. Im US-amerikanischen Raum wird bevorzugt die Variante nach Sunderland ohne vorgegebenen Uhrenkreis genutzt.

Der Uhrentest ist heutzutage ein weitverbreitetes Verfahren zum Schnell-Screening von Demenz. Der Test zielt auf die Offenlegung zweier wesentlicher kognitiver Kompetenzen ab. Erstens wird die Visuokonstruktion abgefragt, also die Fähigkeit, Gegenstände aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren oder Muster fortzuführen oder reproduzieren. Außerdem lassen sich anhand der Prüfungsleistung Rückschlüsse auf die Fertigkeit zur Problemlösung ziehen. Beide Kompetenzen werden von der Demenz oder Alzheimer stark angegriffen.

Damit steht im Mittelpunkt des Uhrentests im wesentlichen eine Abfrage der Gedächtnisleistung. Eine Störung des Langzeitgedächtnis gilt als Leitsymptom von Demenz. Dem folgen im weiteren Verlauf Orientierungsprobleme, Mängel in der Logik sowie emotionale und soziale Kompetenzverluste. Schuld daran sind oft degenerative Erkrankungen bestimmter Hirnareale, die nur selten heilbar sind.

Volkskrankheit Demenz: Fast zwei Millionen Deutsche betroffen

Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leiden 1,8 Millionen Bundesbürger an Demenz. In der häufigsten Form tritt die Alterskrankheit in Form von Alzheimer auf. Die Erkrankung gilt als nicht heilbar und ist in der Regel der Beginn einer gesundheitlichen Abwärtsspirale, die sich in allen Bereichen des Lebens niederschlägt.

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