Im zweiten Teil unserer elfteiligen Serie “110 Jahre FC Carl Zeiss Jena“ geht es um Willy Krauß. Er kam aus Leipzig und schloss sich 1909 dem FK Carl Zeiß Jena an. Er darf als der erste prominente Transfer in der Vereinsgeschichte bezeichnet werden. Willy Krauß avanvierte in Jena sogar zum Nationalspieler.

Jena. 1886 ist Krauß geboren. Am 26. März 1911 debütierte er im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Mit 6:2 fegte die Reichs-Elf die Schweiz vom Stuttgarter Rasen. Seinen zweiten Einsatz hatte Krauß, gelernter Mechaniker, dann am 14. April 1912 in Budapest, als sich Deutschland und Ungarn, das trotz der Zugehörigkeit zu Österreich eine eigene Nationalelf stellte, 4:4 trennte.

Krauß ist damit der Begründer des internationalen Renommees des Jenaer Fußballs, er ist der Pionier auf internationalem Parkett. Eine lange Zeit sollte es auch keinen weiteren Jenaer im Trikot mit dem Adler geben.

Willy Krauß (li.) ist der Begründer des internationalen Renommees des Jenaer Fußballs, er ist der Pionier auf internationalem Parkett. Foto: Michael Ulbrich
Willy Krauß (li.) ist der Begründer des internationalen Renommees des Jenaer Fußballs, er ist der Pionier auf internationalem Parkett. Foto: Michael Ulbrich © zgt

Dann begann der Krieg. Nach der Ermordung des österreichischen Erzherzogs Franz Ferdinand und dessen Gattin in Sarajewo begann das große Gerassel in Europa. Auch an Jena ging das freilich nicht vorbei. Mit dem 3. Batallion des Thüringischen Infanterie-Regimentes Nr. 94 zogen viele junge Fußballer und Mitarbeiter des Zeiss-Werkes ab dem 1. August 1914 in den Kampf. Fast alle glaubten, dass man "zu Weihnachten wieder zuhause" sei. Nicht mehr als "auf einen Kaffee nach Paris", so dachte man, würde der Konflikt dauern. An vier lange Jahre war nicht zu denken - und auch nicht daran, welche Auswirkungen der Krieg auf den Sport hat.

Viele Vereine, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründeten, mussten sich mangels Spieler wieder auflösen. Einige Klubs schlossen sich zusammen - der Wettspielbetrieb aber wurde weitesgehend eingestellt. so genannte Gesellschaftsspiele sind durchgeführt worden. Unregelmäßig. Für den FK Carl Zeiß Jena als Fußballverein kam im Jahre 1917 eine große Veränderung.

Denn während des Krieges lösten sich viele Jenaer Vereine auf, auch solche, die nicht dem Fußballsport zugetragen waren. Da der FK Carl Zeiß schon damals das große Zugpferd war, traten Leichtathleten, Turner oder Radsportler dem Verein bei. Dieser Bündelung trug man am 15. März 1917 Rechnung, als der Klub einen neuen Namen bekam: 1. Sportverein Jena. Denn ein reiner Fußballklub war der Verein nicht mehr.

Es war etwa 1920 als Alfred Wuttke dem Verein ein Lied schrieb:

Blau, Gold und Weiß; Diese Farben ich immer preis, ob der hellste Sonnenschein lacht dem ersten Sportverein, ob ein Wetter ihn umdräu, diesen Farben bleib ich treu!

Damit begannen auch die Goldenen Zwanziger Jahre des Vereins. Am 24. August 1924 wurde beispielsweise die Holztribüne eingeweiht. Den feierlichen Rahmen bildete ein Spiel gegen den VfL Halle 96, das 1:1 endete. Im Jahr darauf schaffte die Jenaer Elf das erste Mal die Teilnahme am Endspiel um die Mitteldeutsche Meisterschaft, unterlag dort 0:2 gegen den VfB Leipzig. Um sich doch noch für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren, musste gegen Dauer-Rivale Erfurt gewonnen werden. Der Spieler Fritz Körbs war es, der mit einem verwandelten Handelfmeter in der 132. Minute - es wurde nach regulärer Spielzeit und Verlängerung bis zur Entscheidung gespielt - das 2:1 für Jena perfekt machte. Am 3. Mai 1925 trat man dann im Achtelfinale gegen den 1. FC Nürnberg an. Die führten schon bei Halbzeit mit 2:0 - Jena schied aus; gegen den späteren Deutschen Meister.

Der Jenaer Nationalspieler Heinz Werner schaffte es sogar in den 1930er Jahren in das Sammelalbum eines Zigarettenherstellers. Foto: Jürgen Scheere
Der Jenaer Nationalspieler Heinz Werner schaffte es sogar in den 1930er Jahren in das Sammelalbum eines Zigarettenherstellers. Foto: Jürgen Scheere © zgt

Am 29. Januar 1933 fand in Jena ein internationales Freundschaftsspiel statt. Der Gegner hieß Austria Wien, 3:3 endete die Partie vor etwa 5000 begeisterten Zuschauern. Einer fiel im Jenaer Trikot besonders auf: Heinz Werner. Der war 1910 in Jena geboren, spielte seit 1921 für seinen 1. SV Jena. Sein persönlicher Höhepunkt war sicher sein Länderspieleinsatz am 25. August 1935 beim 4:2 über Rumänien. Schon zu dieser Zeit war Werner von Top-Klubs aus ganz Deutschland umworben. Er sollte aber noch bis zum Kriegsende 1945 dem 1. SV Jena angehören. Danach verschlug es ihn zum Hamburger SV, später war er Trainer des ASV Bergedorf. Werner starb im Mai 1989 und erlebte die friedliche Revolution in der DDR nicht mehr.

In den 1930er Jahren dominierte der 1. SV Jena die hiesige Gauliga nach Belieben. Vor dem Ausbruch des Krieges sollte es 1937 noch einen Höhepunkt geben ...

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