Berlin. Die Kosten für viele Lebensmittel steigen weiter – obwohl die Inflation sich abschwächt. Grund dafür sind nicht nur steigende Löhne.

Die Inflation beginnt sich abzuschwächen – eine gute Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher. Doch die Lebensmittelpreise bleiben hoch und könnten sogar noch weiter steigen. Woran liegt das?

Die Inflationsrate lag im März bei 7,4 Prozent, im Januar und Februar noch bei 8,7 Prozent. Der Preisanstieg schwächt sich also so langsam ab. Und Wirtschaftsexperten rechnen damit, dass die Inflation 2023 im Schnitt noch etwa sechs Prozent betragen wird – immerhin.

Beim regelmäßigen Einkauf im Supermarkt merkt man davon allerdings noch nichts. Denn hier bleiben die Preise hoch – und stiegen zuletzt sogar weiter. Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, bestätigt: "Für die privaten Haushalte fielen im März die erneut höheren Preise für Nahrungsmittel besonders ins Gewicht."

Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im März 2023 um 22,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Februar waren es noch 21, 8 Prozent. Das heißt auch, die Lebensmittelpreise sind etwa dreimal so stark gestiegen, wie die gesamte Inflation.

Insbesondere verteuerten sich Molkereiprodukte und Eier (34,6 Prozent), Gemüse (27,3 Prozent), Brot und Getreideerzeugnisse (23,8 Prozent) sowie Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte (22,2 Prozent). Dazu gibt es noch Ausreißer wie Zucker, der war zuletzt 70,9 Prozent teurer als noch vor einem Jahr.

Lebensmittelpreise: Deshalb sind sie so hoch

Als Grund für die gestiegenen Preise werden immer wieder hohe Energiekosten und steigende Löhne genannt. Hinzu kommt, dass auch die Preise für Düngemittel und Futtermittel derzeit sehr hoch sind. Das treibt die Herstellungskosten von Lebensmitteln. Doch sind die Energiepreise zuletzt wieder gesunken, und auch die Lohnerhöhungen können den rasanten Anstieg der Verbraucherpreise nicht gänzlich erklären.

Die Verbraucherzentrale vermutet deshalb noch einen weiteren Grund: "Nicht alle Preissteigerungen sind transparent und basieren auf höheren Herstellungskosten", heißt es beim Bundesverband. Zudem werde zwar vor allem mit Energierohstoffen wie Erdöl und Gas an den Börsen spekuliert, aber auch mit Grundnahrungsmitteln wie etwa Weizen, Butter und Pflanzenölen.

Die Verbraucherschützer vermuten, dass also auch Börsenspekulationen die Preise nach oben treiben. Gleichzeitig räumen sie ein, dass gerade unklar sei, wie sich Lebensmittelpreise bilden und wo Gewinne zu Lasten der Verbraucher mitgenommen werden.

Inflation: Unternehmen erhöhen ihre Gewinne

Ökonomen der EZB wollen genau das jetzt herausgefunden haben. In einer Studie konnten sie zeigen, dass in vielen Branchen, darunter auch die Landwirtschaft, die Profite zuletzt gestiegen sind. Die Unternehmen konnten also ihre Gewinnmargen trotz höherer Herstellungskosten erhöhen, heißt es da.

Auch in einer aktuellen Studie des ifo-Instituts heißt es, dass manche Unternehmen im vergangenen Jahr ihre Preise und Gewinne kräftig gesteigert hätten. In der Landwirtschaft sei das vor allem im Sommer 2022 geschehen. Mittlerweile seien hier die steigenden Lohnkosten allerdings der entscheidende Treiber für die Preise.

Künftig wird es also darauf ankommen, ob die Unternehmen Lohnsteigerungen weiter direkt an die Verbraucher weitergeben und ihre Preise erhöhen. Möglich wäre auch, dass sie ihre Gewinnmargen verringern. Dafür müsste aber der Wettbewerb zunehmen. Dann könnte auch der Einkauf im Supermarkt wieder erträglich werden.