Berlin. Pfannen, Kleidung oder Zahnseide: PFAS weisen Schmutz und Wasser ab und sind in vielen Produkten enthalten. Sie gelten als bedenklich.

Sie werden schon seit den späten 1940er-Jahren produziert, lassen Regen abperlen, weisen Fett und Schmutz ab, sind beständig auch bei hohen Temperaturen, alles auf einmal. Darum gelten die Stoffe eigentlich als unschlagbar und werden von der Industrie für Outdoorjacken, für Pfannen, für Löschschaum, für unzählige Dinge des Alltags verwendet: per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS. Geht es überhaupt ohne? Das ist eine entscheidende Frage. Denn die Stoffe können für Menschen und Umwelt gefährlich sein.

Deutschland will ein EU-weites Verbot und hat dies erst vor Kurzem zusammen mit Dänemark, den Niederlanden, Norwegen und Schweden vorgeschlagen. Es soll Übergangsfristen geben, um Alternativen zu erforschen. Weitreichend wäre das Aus in jedem Fall. EU-Kommission und Parlament entscheiden, 2025 könnte es soweit sein.

PFAS – extrem stabile Verbindungen aus Kohlenstoff und Fluor

Unter die PFAS – Pifas gesprochen – werden bis zu 10.000 industriell hergestellte Chemikalien gefasst. Früher wurden sie auch als PFC bezeichnet. Sie alle eint eines: Es sind extrem stabile Verbindungen aus Kohlenstoff und Fluor. Das macht die Probleme aus.

Jona Schulze, Experte für Chemikaliensicherheit beim Umweltbundesamt, hat an dem Verbotsvorschlag mitgearbeitet. Er erklärt: „Einmal etwa mit Abwässern aus der Textilproduktion oder dem Löschen eines Brandes in die Umwelt gelangt, werden die industriell hergestellten Stoffe – natürliche Quellen gibt es nicht – nur sehr langsam abgebaut. Stattdessen werden viele von ihnen über die Luft oder mit dem Regen und dem Wasserkreislauf verteilt.“

Mittlerweile tauchten diese „ewigen Chemikalien“ selbst in den entlegensten Gebieten der Welt wieder auf – und in der Nahrungskette, etwa in Fisch und Muscheln, in Fleisch und Eiern, in Muttermilch und Trinkwasser. Lesen Sie auch:So gefährlich ist Mikroplastik

„Ewige Chemikalien“ werden mit Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht

PFAS sind nicht akut giftig, sie werden aber mit vielen Gesundheitsproblemen in Verbindungen gebracht, zum Beispiel mit Nieren- und Hodenkrebs, mit Schilddrüsenerkrankungen und Leberschäden, auch mit Unfruchtbarkeit. „Dabei gibt es für viele Alltagsprodukte Alternativen“, erklärt Schulze.

Für Outdoor-Kleidung werden oft wasserabweisende Chemikalien verwendet.
Für Outdoor-Kleidung werden oft wasserabweisende Chemikalien verwendet. © iStock | istock

Damit Textilien Wind und Wetter standhielten, müssten sie zum Beispiel nicht unbedingt mit PFAS beschichtet werden. Es gebe auch Wachse oder Chemikalien ohne Fluor mit wasserabweisender Wirkung. Und eine Eisenpfanne habe keine Anti-Haft-Beschichtung, wenn man sie kaufe. Doch handhabe man sie richtig – sie muss eingebrannt werden, also Öl mehrfach in ihr erhitzt werden, bis es raucht –, bekomme auch sie eine antihaftende Patina. Die Eisenpfanne hält übrigens auch länger, weil es keine Beschichtung gibt, die sich abnutzt.

Grundsätzliches Problem: „Auf den Produkten müssen PFAS nicht ausgewiesen werden, es gibt keine Kennzeichnungspflicht“, sagt Jona Schulze. Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und er haben allerdings ein paar Tipps, worauf Verbraucher achten können.

Giftige Chemie? Das gilt auch für Backformen, Sadwichmaker oder Waffeleisen

Was also ist beim Kauf einer Bratpfanne möglich, außer sich für eine gusseiserne zu entscheiden? „Lesen Sie die Gebrauchsanweisung“, rät Heldt. Solle die Pfanne nicht leer und auch nicht über etwa 200 Grad Celsius erhitzt werden, enthalte sie meist PFAS. Das gelte auch, wenn die Beschichtung nur mit Pfannenwender aus Holz oder Kunststoff und nicht mit spitzen Gegenständen bearbeitet werden solle. Bei Backformen, Raclette-Pfännchen, Sandwichmaker oder Waffeleisen ist das nicht anders.

Anderes Beispiel: Imprägnierspray. Manche Hersteller werben mit dem Aufdruck „ohne PFOA/PFOS“. Das bedeute aber nur, sagt der Verbraucherschützer, „dass diese beiden speziell genannten Einzelstoffe von den mehr als 10.000 PFAS nicht mehr enthalten sind. Deren Einsatz ist auch gar nicht mehr erlaubt. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass das Produkt eine andere PFAS-Chemikalie enthält.“ Dürfe eine Substanz nicht mehr genutzt werden, weiche die Industrie auf eine andere aus. Anders sei das bei Werbeaussagen wie „frei von PFAS“, „frei von PFC“ oder „fluorfrei“. Darauf könne man achten.

PFAS: Begriffe wie „fleckgeschützt“ oder „ölabweisend“ sind Hinweise

Das Logo der App Scan4Chem.
Das Logo der App Scan4Chem. © Scan4Chem | Scan4Chem

Noch ein Beispiel: Skiwachs. „Taucht in der Liste der Inhaltsstoffe irgendein Name mit Fluor oder Fluoro auf, sind wahrscheinlich PFAS enthalten“, so Heldt. Zudem könnten Begriffe wie „hydrophob“ oder „wasserabweisend“ in der Beschreibung ein Hinweis auf PFAS sein. Auch bei Polstermöbeln, Teppichen, Tischdecken, Bettwäsche rät er zur Vorsicht, wenn auf den Etiketten zum Beispiel „fleckgeschützt“ oder „ölabweisend“ steht: „Diese Produkte sollten Sie am besten meiden wie auch Papier, Pappe, Stoffe, plastikfreies Einweggeschirr und andere Materialien, auf deren Oberfläche Öl Tröpfchen bildet.“ Auch interessant:Wie bedenklich ist Bambusgeschirr

Es gibt viele weitere Produkte, in denen die problematische Chemie steckt, etwa in beschichteter Zahnseide oder Handys. „Wer ganz sichergehen will, fragt nach“, rät Umweltbundesamt-Experte Schulze. Die Behörde hat dafür die Scan4Chem-App entwickelt. Wer die App auf sein Handy lädt, kann den Barcode eines Produktes scannen und bekommt einen Hinweis, ob darin die besorgniserregenden Stoffe stecken, oder die Möglichkeit, direkt beim Hersteller Auskunft zu verlangen.