Berlin. Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller ist als neuer Staatssekretär im Gespräch. Schon jetzt leistet er Minister Habeck treue Dienste.

Wenn sich ein Chef von einem wichtigen Mitarbeiter trennt, ist es nicht verkehrt, wenn er bereits einen Nachfolger in der Hinterhand hat. Das zumindest scheint bei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) der Fall zu sein.

Wochenlang hatte Habeck mit seinem Energie-Staatssekretär Patrick Graichen wegen dessen privater Verbindungen inner- und außerhalb des Ministeriums nichts als Ärger, bis er ihm am Dienstag aufgrund neuer Unregelmäßigkeiten den Stuhl vor die Tür setze. Graichens Posten soll laut „Bild“ der bisherige Präsident der Bundesnetzagentur in Bonn, Klaus Müller, übernehmen.

Noch liefen die Verhandlungen mit Müller über einen schnellen Wechsel, schreibt das Blatt. Eine Einigung gebe es noch nicht. „Wenn Deutschland ruft, kann man nicht Nein sagen“, wird ein namentlich nicht genannter Grüner zitiert. Das Bundeswirtschaftsministerium äußerte sich bislang nicht zu der Personalie.

NameKlaus Wolfgang Müller
Geboren21. Februar 1971 (Alter 52 Jahre) in Wuppertal
ParteiBündnis 90/Die Grünen
AmtPräsident der Bundesnetzagentur

Klaus Müller als Graichen-Nachfolger im Gespräch: Das ist der potentielle Staatssekretär

Der 52-jährige Müller ist ein Vertrauter Habecks. Und er wäre fachlich bestens qualifiziert für den Berliner Job. Als Chef der Netzagentur spielte er im vergangenen Jahr eine Schlüsselrolle, als es darum ging, nach Russlands Überfall auf die Ukraine hierzulande die Energieversorgung aufrecht zu erhalten. Die Bonner Behörde ist auch ein wichtiger Akteur bei der praktischen Umsetzung der Energiewende. Der Präsident selbst ist in der Öffentlichkeit und in den Medien sehr präsent. Immer wieder erklärt er den Deutschen aufs Neue, warum es wichtig ist, weiterhin Gas zu sparen.

Müller ist von Hause aus Volkswirt, ein Grüner ist er auch. Bevor Habeck ihn im Frühjahr 2022 zum Chef der Bundesnetzagentur machte, war er fast acht Jahre lang Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands und damit so etwas wie Deutschlands oberster Verbraucherschützer. Eine Karriere als Politiker hatte Müller da bereits hinter sich: Er war Bundestagsabgeordneter, Mitglied des schleswig-holsteinischen Landtags und von 2000 bis 2005 Umwelt- und Landwirtschaftsminister des nördlichsten Bundeslandes. Dieses Regierungsamt in Kiel bekleidete später auch Habeck, bevor er seine Karriere in Berlin fortsetzte.

Klaus Müller ist aktuell Präsident der Bundesnetzagentur. Zuvor leitete er den Verbraucherzentrale Bundesverband.
Klaus Müller ist aktuell Präsident der Bundesnetzagentur. Zuvor leitete er den Verbraucherzentrale Bundesverband. © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Klaus Müller soll Patrick Graichen beerben: Grünen-Politiker gilt als gut informiert und verbindlich

Wer mit Müller zu tun hat, der begegnet einem Mann, der immer gut informiert ist und genau weiß, was er will – und trotzdem stets freundlich und verbindlich bleibt. Dies dürfte ihm bei einem Wechsel in die Führungsebene des Bundeswirtschaftsministeriums sehr zupass kommen. Graichen, dem eine gewisse Ruppigkeit und Arroganz nachgesagt wird, mag weg sein. Die grundsätzliche Ausrichtung der deutschen Energie- und Klimapolitik aber bleibt, inklusive der umstrittenen Pläne für ein neues Heizungsgesetz. Damit werden Habeck und seine Leute garantiert unter besonderer Beobachtung bleiben.