Berlin. In der Schweiz ist die Wärmewende schon weiter. Früh zeichnete sich ab: Die Wärmepumpe setzt sich durch – und die Wähler machen mit.

Die Wärmewende hat hierzulande das Potenzial, die Ampel-Koalition zu spalten. Zwar hat das Kabinett der jüngsten Gesetzesnovelle aus Robert Habecks (Grüne) Wirtschaftsministerium zugestimmt, doch in der FDP-Fraktion regt sich bereits der nächste Widerstand.

Dabei drängt die Zeit. Deutschland muss laut Klimaschutzgesetz bis 2045 klimaneutral sein, was bedeutet: Bis dahin dürfen in der Regel keine Gas- und Ölheizungen mehr laufen. Da eine neue Gasheizung im Schnitt bis zu 20 Jahre im Betrieb ist, muss 2025 also Schluss sein mit dem Einbau neuer Anlagen.

Wärmepumpen sind in Zeiten der Energiewende ein gefragtes Gut – geliefert wird künftig auch aus einem neuen Logistikzentrum im Norden Berlins.
Wärmepumpen sind in Zeiten der Energiewende ein gefragtes Gut – geliefert wird künftig auch aus einem neuen Logistikzentrum im Norden Berlins. © dpa | Silas Stein

Wärmepumpen: Kontinuierliche Förderung in der Schweiz

Der Zeitdruck, der nun entsteht, hat vor allem damit zu tun, dass man hierzulande viel zu lange auf billiges Gas aus Russland setzte. Dass es auch anders geht, zeigt die Schweiz. Dort wird bereits seit dem Jahr 2000 die Wärmewende kontinuierlich subventioniert. Das gab Unternehmen, die in klimafreundliche Technologien investierten und Personal entsprechend schulten, schon früh Planungssicherheit.

Zudem sei die Qualität beim Einbau neuer Wärmepumpen sichergestellt worden, indem sich Forschung, staatliche Akteure und Unternehmen auf bestimmte Anlagenschemata geeinigt hätten, erklärt Marek Miara vom Fraunhofer-Institut in Freiburg. "Die Finanzielle Förderung wurde dann an die Einhaltung entsprechender Qualitätsvorgaben gekoppelt", so der Experte für Wärmepumpen. Alle Marktakteure und Endkunden seien durch Experten begleitet und unterstützt worden.

Das Ergebnis: Seit 2000 steigt der Anteil an Wärmepumpen in Schweizer Wohngebäuden langsam aber kontinuierlich an. Ende 2021 lag er bei 17 Prozent. In Deutschland waren es da noch nicht einmal drei Prozent. In den ländlichen Gebieten, wo es kein gutes Fernwärmenetz gibt, sind Wärmepumpen durchaus beliebt. Seit 2019 werden sie in der Schweiz sogar von Ikea verkauft.

Energiepreise: CO2-Abgabe steuert die Nachfrage

Ganz ohne Verbote kommt die Schweiz allerdings nicht aus. In mehreren Kantonen ist der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen mittlerweile verboten – oder ein schrittweises Verbot zumindest geplant. Und das mit der Zustimmung der Bevölkerung: Im Kanton Zürich etwa stimmten 62,2 Prozent der Stimmberechtigten im November 2021 für ein Gesetz, das den Einbau neuer Öl- und Gasheizungen bis auf wenige Ausnahmen verbietet.

Neben Verboten und der finanziellen Förderung durch den Staat, spielen die Energiepreise und ein weiteres staatliches Instrument eine wichtige Rolle. So wurde in der Schweiz bereits 2008 eine CO2-Abgabe eingeführt, die von 12 Schweizer Franken auf mittlerweile 120 Franken (121,50 Euro) pro Tonne CO2 angestiegen ist. Das heißt, mit CO2-intensivem Gas zu heizen, ist für Endkunden deutlich teurer als mit einer strombetriebenen Wärmepumpe. In der Schweiz ist Strom zudem etwas günstiger als hierzulande – und rund 60 Prozent werden durch Wasserkraft erzeugt. Alles in allem sparen Schweizer also langfristig Geld, wenn sie sich für die Wärmepumpe entscheiden. (lro)